Sie ist ein wirklich süßes Früchtchen, das bei Verkostungen schnell für Begeisterung sorgt. Den Grund dafür liefert ihr fruchtig-aromatischer Geschmack, der den von Heidelbeeren sogar noch übertrifft. Zudem enthält sie jede Menge gesundheitsförderliche Vitamine und Pektine. Doch um welche Frucht handelt es sich hierbei überhaupt? Es ist die Honigbeere 'Blue Velvet'. Das Besondere an diesem Strauch sind jedoch nicht nur seine blaubereifen und walzenförmigen Früchte, sondern ebenso seine enorme Winterhärte. Diese bringt es unter anderen mit sich, dass diese Pflanze bereits blüht, wenn sämtliche andere Pflanzen noch zu schlafen scheinen.
Abhärtung in sibirischer Kälte
Die Honigbeere 'Blue Velvet', die viele auch als Sibrische Blaubeere kennen, trägt die botanische Bezeichnung Lonicera kamtschatica 'Blue Velvet'. Aus der botanischen Bezeichnung geht der Begriff 'kamtschatica' hervor, der bereits viel über die Herkunft dieser Pflanze verrät. Um das Rätsel aufzulösen: Sie stammt ursprünglich aus Kamtschatka. Dieses Land, das sich im äußersten Norden Ostasiens befindet und gern als Land der Vulkane und Braunbären bezeichnet wird, ist schon seit vielen Jahrhunderten die Heimat dieser Pflanze. Sie ist dort recht selten vorzufinden, doch am liebsten besiedelt sie die alpinen Regionen wie beispielsweise lichte Bergwälder. Im asiatischen Raum ist die Honigbeere schon länger bekannt, während sie Europa noch als weitgehend unbekannt gilt.
Auch wenn sie in unseren Breiten noch relativ unbekannt ist, wird sie schon von einigen Gärtnern angebaut, da diese ihre Vorteile schnell erkannt haben. Zu den herausragendsten Vorteilen zählt zum Beispiel ihre Winterhärte. Sie kann aufgrund der klimatischen Abhärtung in ihrer teilweise sibirisch anmutenden Heimat Temperaturen bis zu -45 °C überstehen. Ihre Blüten vertragen immerhin noch Temperaturen bis zu -10 °C, was ebenso zu einer Spitzenleistung zählt. Neben ihrer Winterhärte zeichnet sich die Honigbeere durch ihre bereits im Mai einsetzende Blüte sowie ihre früh erscheinenden und überaus köstlichen Früchte aus. Ihre Früchte sind so überzeugend, dass sie sogar im Jahre 1999 vom Bundessortenamt als hervorragend aromatisch und großfruchtig beschrieben worden.
Langsam und mit Bedacht: Sicherheit hat Vorrang
Das Wuchsverhalten dieses Strauches kann allgemein als relativ langsam beschrieben werden. Im Jahr nimmt sie unter guten Voraussetzungen bis zu 20 Zentimeter an Größe zu. 'Mit langsamen Schritten läuft es sich schließlich sicherer': so lautet jedenfalls die Devise der Honigbeere 'Blue Velvet' und damit hat sie Recht, denn durch die langsame Wuchsgeschwindigkeit kann sie einen kompakten und dicht verzweigten Wuchs annehmen, der Kälte, Wind und anderen Witterungseinflüssen locker trotzt. Nach etwa 5 bis 6 Jahren erreicht sie eine Maximalhöhe von 1,5 Metern, während sie in der Breite einen Platz bis zu 1,2 Meter beanspruchen kann. Insgesamt wirkt ihr Wuchs aufrecht, breit und recht blickdicht.
Ihr Kältepanzer - hauchdünn und dennoch effektiv
Wie schafft es die Honigbeere 'Blue Velvet' bloß, so extrem niedrige Temperaturen auszuhalten? Die Antwort gibt unter anderen ihr Holz. Dieses entspringt aus stark verzweigten Flachwurzeln und kann als äußerst frostbeständig bezeichnet werden. Zum Schutz vor eisigen Temperaturen liegen um die vielen einzelnen Triebe feine und abwärts gerichtete Haare an. Diese Behaarung ist wie ein dünner und dennoch effektiver Kältepanzer. In jungen Jahren weisen die Triebe eine grüne Farbe auf, während sie im Alter in ein Rotbraun übergehen.
Doch es ist nicht nur ihr Holz, das mit Kälte leicht zurechtkommt. Es sind ebenso die Blätter dieser Pflanze. Jedes einzelne Blatt wird zwischen 4 und 6 Zentimeter lang. Die Form ist oval bis elliptisch-eiförmig. Der Blattrand ist glatt und ein wenig mit sanften Haaren bewimpert. Das Geheimnis der Blätter ist ihre filzige Behaarung, die im Frühjahr noch dezent ist und bis zum Spätsommer hin stark zunimmt. Mit dieser Behaarung schützen sie sich vor zahlreichen Umwelteinflüssen wie beispielsweise vor Kälte und übermäßiger Nässe. Die graugrünen Blätter erscheinen bereits ab März oder April, häufig gemeinsam mit den Blüten.
Ein Erscheinungsbild, das andere Beerensträucher in den Schatten stellt
Im März beginnt bei der Sibirischen Blaubeere 'Blue Velvet' die Blütezeit. Die Blüten stehen in kurz gestielten achselständigen Paaren. Ihre Form erinnert an einen Trichter, eine Röhre oder eine Glocke. Sie werden bis zu 1,6 Meter groß, wobei die Staubblätter die Kronblätter überragen. Ein wenig erinnern sie an die Blüten der hierzulande bekannten und wild wachsenden Taubnessel. Mit ihrer cremeweißen bis gelblichen Farbe leuchten sie überaus attraktiv und setzen im meist noch relativ tristen und grauen März spektakuläre und willkommene optische Höhepunkte in die Natur. Von diesen Farben und von dem angenehmen Geißblattduft fühlen sich Insekten beinahe magisch angezogen. Der Strauch stellte eine bedeutende Bienenweide im März dar, denn nur wenige andere Pflanzen blühen bereits in diesem Monat. Weiterhin überzeugen sie mit ihrer Winterhärte. Selbst wenn die Temperaturen auf -10 °C sinken sollten, überleben das die Blüten.
Wenn sich die Blütezeit dem Ende zuneigt, beginnt diese Pflanze sofort damit, ihre Früchte auszubilden. Die Erntezeit für diese ist ab Mai/Juni gekommen, so wie es der Name Honigbeere 'Blue Velvet' bereits verrät. Die Früchte sind walzenförmig, schmal, glatt und werden dabei im Durchschnitt 1,5 Zentimeter groß. Sie können jedoch ebenso eine Größe von bis zu 3 Zentimetern erreichen. Bei dieser Sorte, die größer ist als die Wildform, ist eine Größe von 3 Zentimeter keine Seltenheit. Je nachdem wie groß eine Frucht ist, so schwankt ihr Gewicht. Dieses liegt meist zwischen 1 und 3 g. Die Farbe jeder Honigbeere ähnelt der der Heidelbeeren. Sie sind blau bereift und unter dieser Schicht weisen sie eine blauviolette Oberfläche auf. Im Inneren birgt jede einzelne Frucht einen tief violetten Saft.
Auch geschmacklich ähneln sie den Heidelbeeren. Sie sind jedoch etwas süßer und haben weniger Säure, was das Erlebnis auf der Zunge wesentlich angenehmer gestaltet. Bis Mitte Juni können die schmackhaften Früchte der Honigbeere 'Blue Velvet' geerntet werden. Sie können frisch verzehrt werden, aber ebenso gut zu Marmelade, Saft oder Gelee verarbeitet werden. Ihr hoher gesundheitlicher Wert macht sie dabei nicht nur zu einem Leckerbissen, sondern zu einer Gesundheitsfrucht. Sie weisen jede Menge Vitamin B und C, Carotin sowie Pektine auf.
Besonnen und anspruchslos, zur Glückseligkeit eines jeden Gärtners
Wenn es um die Frage nach den richtigen Standort für die Honigbeere 'Blue Velvet' geht, so fällt es nicht schwer, darauf eine Antwort zu geben. Da das Gewächs äußerst genügsam ist, kommt es mit vielen Standorten gut zurecht. Am liebsten ist ihm jedoch ein halbschattiger Standort. Dort kommen die Blätter der Honigbeere 'Blue Velvet' nicht in Versuchung zu verbrennen und die Früchte können sich perfekt ausbilden. Mit einem sonnigen Standort begnügt sich dieses Exemplar recht schnell. Wichtig ist dort lediglich, dass es nie austrocknet. Darüber hinaus fühlt es sich im lichten Schatten wohl. Weiterhin kann es gut in Höhenlagen gedeihen, da es robust ist.
Ist der Standort ausgewählt, kann diese Pflanze meist sofort in die Erde gesetzt werden, da sie mit beinahe jedem Boden auskommt. Damit sie ihre Blätter jedoch lange behält, ist es ratsam, ihr einen guten Boden zur Verfügung zu stellen. Gut wäre in diesem Fall, ein frischer bis feuchter Boden, der aus etwas Lehm, Sand und gegebenenfalls Kies besteht. Er muss lediglich flachgründig sein, da die Pflanze ein Flachwurzler ist. Am besten kommt ihr außerdem ein leicht saurer bis leicht alkalischer, humoser und kalkhaltiger Boden zugute. Generell sollte dieser nicht austrocknen und normal leicht bis mittelschwer sein. Staunässe sollte immer vermieden werden, da diese der Pflanze schaden könnte. Ein durchlässiger und lockerer Boden beugt diese beispielsweise gut vor.
Ob im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon, ein geeigneter Platz ist für Lonicera kamtschatica 'Blue Velvet' meistens rasch gefunden. Sie eignet sich zum Beispiel als Solitär im Freiland und in Einzelstellung als auch in Gruppen im Heidegarten, Steingarten und auf dem Beet. Des Weiteren bildet sie zusammen mit anderen Beerensträuchern ein ansehnliches Bild. Auf der Terrasse und dem Balkon kann sie im Kübel aufgezogen werden und ab Mai als aromatisches Naschwerk dienen.
Sie gibt viel und nimmt nur wenig
Das Einpflanzen der Honigbeere gestaltet sich als leicht. Wenn mehrere Exemplare gepflanzt werden, ist es empfehlenswert, auf einen Abstand von 1,5 Meter zwischen den einzelnen Pflanzen Wert zu legen, damit sie sich in ihrem Wuchs nicht gegenseitig einschränken. Unmittelbar nachdem die Pflanzen in die Erde gepflanzt wurden, sollten sie ordentlich gewässert werden. Viel geben und im Gegenzug dazu nur wenig zurückverlangen, so in etwa lautet das Lebensmotto der Honigbeere 'Blue Velvet'. Sie ist ein dankbares Gewächs, dass nur wenig Pflege für sich beansprucht. In Trockenperioden freut sich dieser Strauch darüber, gegossen zu werden. Düngen ist bei diesem Exemplar ebenfalls kaum erforderlich. Wer den Wuchs jedoch ein wenig beschleunigen und mehr Früchte ernten möchte, sollte sie im Frühjahr düngen.
Ein Schnitt muss in den ersten Jahren gewöhnlich ebenfalls nicht vorgenommen werden. Lediglich ältere und zu dichte Triebe im Inneren sollten bodennah zurückgeschnitten werden. Das kann zum Beispiel gleich nach der Ernte erfolgen. Bei einem radikalen Rückschnitt sollten nicht mehr als 3 Bodentriebe stehen gelassen werden. Im Mai ist es ratsam, ein Schutznetz über den Strauch zu geben, denn sonst könnte es passieren, dass Vögel die Früchte fressen. Im Winter können die Pflanzen dann schutzlos im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon stehen gelassen werden.
Die Honigbeere 'Blue Velvet' stellt einen überaus liebreizenden Zier- und Nutzstrauch dar. Bereits im März zeigen sich ihre winterharten und angenehm duftenden Blüten. Gegen Ende Mai reifen ihre äußerst schmackhaften und an Heidelbeeren erinnernden Früchte heran, die als die ersten Strauchbeeren des Jahres nicht nur dekorativ, sondern aufgrund ihres süßen Aromas begehrt bei Gärtnern sind. Neben ihrem kompakten und beerenreichen Erscheinungsbild besticht diese Pflanze zudem mit ihrer enormen Frosthärte als auch ihrem überaus anspruchslosen und anpassungsfähigen Charakter.