Mit dem malerisch ausschweifenden Wuchs setzt dieser mittelgroße Strauch unglaublich romantische Akzente in sein Umfeld. Den Hauptgrund dafür liefern die glockenförmigen, perlmuttfarbenen Blüten, die in ihrer Fülle wie kleine Juwelen wirken und einen honigartigen Duft ausströmen. Doch das Gewand aus Blättern des Perlmuttstrauches / Kolkwitzie ist äußerst ansehnlich. Im Herbst verfärben sich die Blätter hauptsächlich Brauntönen. Diese werden aber durch leichte Rot- und Orangetöne aufgelockert und bilden zusammen mit den wattebauschähnlichen Früchten ein wertvolles Herbst-Dekor. Neben der optischen Überzeugungskraft hat der Perlmuttstrauch noch weitere Vorzüge zu bieten. Er ist sowohl anspruchslos im Bezug auf seinen Standort, pflegeleicht und schnitttolerant als auch schattenverträglich.
Kolkwitzie - die Liebenswerte, die lange Zeit als unbekannt galt
Zur Familie der Geißblattgewächse zählend stammt der Perlmuttstrauch ursprünglich aus dem Westen Chinas, wo er heute noch in Höhenlagen zwischen 300 und 1.300 m wächst. Er besiedelt Berghänge, Wälder und ebenso Straßenränder, ist aber generell in seiner wilden Form eher selten anzutreffen. Erst relativ spät gelangte er nach Mitteleuropa. Heute stellt er einen beliebten und relativ anspruchslosen Zierstrauch zur Bepflanzung von Parks und Gärten dar. Seinen Namen Kolkwitzie, der an den Berliner Gelehrten Professor Kolkwitz angelehnt ist, erhielt der Strauch von dem Mann, der ihn einst in Europa bekannt machte, dem Botaniker Karl Otto Graebner. Der Begriff 'amabilis', der in seiner botanischen Bezeichnung an zweiter Stelle steht, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt ins Deutsche so viel wie liebenswert. Der Begriff liebenswert umschreibt seinen Charakter auf treffende Art und Weise, denn ein jeder Gärtner wird diesen Strauch aufgrund seines zierenden Blütenschmucks wohl schnell in sein Herz schließen.
Wie ein malerischer und berauschender Wasserfall
In jungen Jahren wächst der Perlmuttstrauch straff aufrecht und gewinnt schnell an Attraktivität und Bewunderung. Pro Jahr nimmt er zwischen 20 und 50 Zentimeter an Größe zu, wobei sein Wuchs anfangs schlank und später etwas breiter wird. Dabei ist er immer graziös in seiner Wirkung. Obwohl er dicht verzweigt ist, wirkt sein Wuchs recht locker Mit den Jahren erreicht er je nach Standort eine Wuchshöhe von bis zu 4 m. Jetzt hat sich sein Erscheinungsbild geändert und er überzeugt mit seinem elegant überhängenden Wuchs bei einer Breite, die durchaus der Wuchshöhe entsprechen kann. Die Zweige hängen dann trichterförmig bis bogenförmig über, was sein neues Erscheinungsbild besonders auszeichnet. Dieses Bild erinnert optisch an einen berauschenden Wasserfall, der eine beinahe schon greifbare Romantik in seine Umgebung ausstrahlt.
Kolkwitzie (Perlmuttstrauch) ist ein Herzwurzler, was bedeutet, dass seine Wurzeln nicht nur flach, sondern tief in die Erde reichen. Aus dem Boden geht eine mit der Zeit abblätternde Rinde hervor. Das Abblättern ist jedoch kein Zeichen einer Krankheit, sondern völlig normal und bei diesem Strauch einfach ein Ausdruck dafür, dass er sich im Wachstum und somit in der Veränderung seines Äußeren befindet. Die jungen Triebe des Strauches besitzen im Gegensatz zu den älteren Ästen und Zweigen, die eine braune und relativ glatte Rinde aufweisen, eine dichte Behaarung. An den Zweigen befinden sich etwa 2 bis 5 Millimeter großen Knospen, die in ihrer spitzen Form von Knospenschuppen bedeckt sind. Im Frühjahr öffnen sie sich und präsentieren der Welt stolz die Blätter des Perlmuttstrauches.
Die Blätter sind zwischen 3 und 7 Zentimeter lang und gegenständig um die einzelnen Zweige angeordnet. An den Zweigen haften sie mit kurzen Stielen. Die Blattstiele sind ebenfalls wie die frischen Triebe borstig behaart. Es gibt keine Nebenblätter, sondern nur die Hauptblätter. Diese besitzen eine lanzettliche Form und sind zugespitzt. Am Rand sind die Blätter gewimpert bzw. gesägt. Da die Zähne am Rand relativ schwach ausgebildet sind, wirkt es fast so, als seien die Blätter ganzrandig. Ihre Farbe ist vom Frühling bis Spätsommer in ein saftiges Mittelgrün getaucht. Die Unterseite der Blätter, deren Blattnerven behaart sind, weist dagegen eine hellgrüne Farbe auf. Im Herbst verfärben sich die Blätter in verschiedene typische Herbsttöne wie ein Braun, Rot und Orange, wobei das Braun deutlich überwiegt. Diese Farben leuchten und verleihen der Pflanze ebenso im Herbst noch ein dekoratives Äußeres. Später wirft der Perlmuttstrauch nach und nach sein Laub ab, um sich für den darauffolgenden Winter zu rüsten und langsam in einen Winterschlaf zu verfallen.
Spürbare Eleganz durch Perlmuttfarben und einen verführerischen Duft
Kolkwitzia amabilis stellt für viele Gärtner besonders im Spätfrühling bis Frühsommer eines der größten und wertvollsten Schätze im Garten dar. Der Grund dafür ist die Blütezeit. Diese beginnt etwa im Mai und dauert bis Ende Juni an. In Doldentrauben sitzen die Blüten dann dicht an dicht zum Triebende hin und überziehen so den gesamten Strauch. Wie ein kleines Glöckchen wirkt dabei die Einzelblüte. Es ist eine enorme Blütenfülle. Als wäre dies nicht Grund zur Freude genug, geht von den Blüten darüber hinaus ein süßlicher und betörender Duft aus, der die unmittelbare Umgebung verzaubert und zahlreiche Insekten magisch anzieht. Selbst bei einer Vielzahl anderer blühender Pflanzen in der Umgebung wird der Perlmuttstrauch deutlich am stärksten von den nektarhunrigen Insekten beflogen. Der Duft ist zwar relativ stark, aber dennoch nicht aufdringlich, sondern angenehm.
An je einer Doldentraube bilden die Einzelblüten zusammen eine Art leuchtende Kugel. Diese Blütenstände werden bis zu 7 Zentimeter breit. Mit einer glocken- bis trompetenartigen Form erzeugen die Einzelblüten daran durch ihre Farbgebung herrliche Akzente. Sie sind rosa-weiß und schimmern perlmuttartig. Aufgrund des perlmuttartigen Schimmers gelangte der Strauch zu seinem deutschen Namen. Jede einzelne der Blüten ist circa 1,5 Zentimeter lang und mit zwei Kronlippen verwachsen. Die 5 Kelchblätter werden im Inneren von Staubblätter geziert, die etwa so lang sind wie die Kronröhre. Der behaarte Blütenschlund glänzt mit einer Zeichnung in einem Farbton zwischen Gelb und Orange.
Doch nicht nur die Blüten dieser Pflanze sind äußerst faszinierend. Wenn die Blütezeit abgeschlossen ist, können sich die Besitzer dieser Pflanze auf den nächsten Höhepunkt, die Herausbildung der Früchte, freuen. Die Früchte bilden sich im Juli aus und sind zwischen August und September reif. Es sind etwa 1 Zentimeter lange Schließfrüchte, die von außen dicht borstig behaart sind und daher auf dem Strauch wie kleine Igel wirken. Die kleinen borstigen Kapseln besitzen eine dunkelbraune Farbe und sind zum Einen aufgrund ihrer Borsten als auch aufgrund des getrockneten Blütenkelches, der noch immer an der Pflanze haftet, äußerst schmückend.
Eine bescheidene und überall gut zur Geltung kommende Schönheit
Bei solch vielen Vorzügen muss es doch Nachteile oder Schwierigkeiten in der Wahl des Standorts geben, oder? Bei dem Perlmuttstrauch nicht. Er kommt mit jedem Standort gut zurecht. Dennoch hat er gewisse Vorlieben. Am wohlsten fühlt er sich an einem sonnigen Standort. Doch im lichten und vollen Schatten gedeiht er noch prächtig. Sowohl für Sonne als auch für Schatten ist er tolerant. Er mag es allerdings geschützt und warm. Im Sommer kann es sogar lange Zeit so warm sein, dass die Erde unter ihm austrocknet. Das schadet ihm nicht, da es ihm in den Genen liegt, gut mit sommerlichen Trockenzeiten und Hitzeperioden zurechtzukommen. Neben der Toleranz gegenüber heißen Temperaturen und Trockenheit besticht der Strauch außerdem mit seiner Frosthärte. Bis zu -26 °C verträgt er mit Leichtigkeit. Ferner ist er auch für ein Stadtklima gut gerüstet.
Da der Perlmuttstrauch ein überaus dekoratives Exemplar darstellt, ist es ratsam, für ihn einen Standort zu wählen, an dem er auch gut für seine Außenwelt zur Geltung kommen kann. Einerseits kann er als Solitärstrauch einen Garten und Vorgarten optisch bereichern. Gleichzeitig kann er dabei als Sichtschutz genutzt werden. Andererseits kann er in Einzelstellung oder in Gruppen als Hecke, als Kübelpflanze oder für Grabstätten verwendet werden. Wenn mehrere Pflanzen des Perlmuttstrauchs gesetzt werden, sollte darauf geachtet werden, dass nicht mehr als 2 Pflanzen pro Meter gepflanzt werden. Generell ist es wichtig, ihn nicht in die Nähe eines Teiches oder eines Flusses zu pflanzen, da er die dort meist feuchte bis nasse Erde auf Dauer nicht vertragen würde. Doch wie sollte die Erde, in die er seine Wurzeln stecken darf, bestenfalls beschaffen sein?
Grundsätzlich verträgt dieses Gewächs Dürre ausgezeichnet, da seine Wurzeln tief in das Erdreich hineinragen und dort letztes Wasser aufsaugen können. Aus diesem Grund sollte die Bodenbeschaffenheit eher locker und durchlässig sein. Eine sandig-lehmige oder tonig-lehmige Struktur wäre ideal. Solch eine Bodenstruktur ist ebenfalls gut geeignet, um Staunässe zu vermeiden, da diese dem Wuchs nicht unbedingt zugutekommen würde. Ansonsten stellt dieser Strauch allerdings kaum Ansprüche an den Boden. Optimal wäre eine nährstoffreiche, humose, schwach saure bis alkalische Erde. Zu nahrhaft sollte die Erde jedoch nicht sein, da es sonst zu einer verminderten Blütenbildung kommen kann. Die Erde darf kalkhaltig sein, denn Kalk schadet der Pflanze kaum bis gar nicht. Seine größte Blütenpracht bildet er an hellen und warmen Standorten auf einem durchlässigen Boden mit eher geringerem Nährstoffgehalt aus.
Der richtige Umgang - lohnenswert, jedoch nicht kompliziert
Zum erstmaligen Anpflanzen und zur Vermehrung der Pflanze bieten sich Samen und Stecklinge an. Die Aussaat sollte im Frühjahr in Schalen erfolgen. Wer sich für Stecklinge entscheidet, sollte krautige Frühjahrstriebe dafür heranziehen. Die Rinde dieser Triebe sollte grün bis rot sein. Bei einer hellbraunen Färbung der Rinde sind die Triebe nicht mehr für die Vermehrung geeignet. Nach circa 3 Wochen kommt es zur Ausbildung der Wurzeln. Nach der Jugendphase in der der Strauch sich entwickelt wird der Strauch schon bald durch seine reichen und zartrosafarbenen Blüten sowie seine saftig-grünen Blätter seine unmittelbare Umgebung und düster wirkende Standorte beleben.
Generell gibt es bei der Pflege der Pflanze nicht viel zu beachten, da sie robust und anpassungsfähig ist. Im Bezug auf das Gießen muss sie nur in langanhaltenden Trockenperioden, in der Anwachsphase und in der Anzucht gegossen werden. Da sie mit dem Alter recht groß wird, kann sie mit einem Schnitt versehen werden. Dieser sollte am besten direkt nach der Blüte erfolgen. Beim Schnitt wird die Blütenbildung negativ beeinflusst. Ein Rückschnitt ist zwar nicht unbedingt erforderlich, jedoch ratsam, denn vor allem im Alter kann es manchmal zu einer Verkahlung der Zweige kommen. Dann ist es empfehlenswert den Strauch im Frühjahr etwas stärker zu schneiden und ihn eventuell sogar auszulichten um so die Neutriebe zu fördern. Ältere Triebe des Perlmuttstrauchs können bodennah abgeschnitten werden. Sie wachsen recht schnell nach.
Ob im Frühling, wenn die Blätter mit ihrer frisch-grünen Farbe strahlen; im zeitigen Sommer, wenn die perlmuttartig schimmernden Glockenblüten ihren honigsüßen Duft verströmen; im Spätsommer, wenn die borstigen Früchte Assoziationen zu kleinen Igeln hervorrufen; oder im Herbst, wenn sich die Blätter in warme Herbsttöne verfärben, der Perlmuttstrauch setzt fast das ganze Jahr über imposante Akzente und sorgt für den großen Effekt. Daneben überzeugt er mit seinem geringen Pflegeaufwand und seiner Toleranz gegenüber sämtlichen Standorten.