Im Frühjahr besticht sie mit einer Flut aus Sternenblüten, die den gesamten Kleinbaum in einen weißen Mantel hüllen und wahrhaft traumhafte Akzente setzen. Im Spätsommer überzeugen wiederum die aus den Blüten hervorgegangenen Früchte den Gaumen mit ihrem saftig-süßen Geschmack. Als wäre dies nicht genug, so ist die Kupfer-Felsenbirne im Herbst noch von hohem Wert. In dieser Jahreszeit verfärben sich ihre vielzähligen Blätter in aufregende Gelb-, Orange- und Rottöne und erzeugen somit ein optisch loderndes Flammenmeer. Darüber hinaus wirkt ihr Charakter äußerst überzeugend: Amelanchier lamarckii, wie die Pflanze botanisch heißt, ist frosthart und windfest, verträgt zeitweilige Staunässe und Trockenheit.
Schon lange Zeit begehrt und schnell verwildert
Die Kupfer-Felsenbirne, die zu der Familie der Rosengewächse und in die Pflanzengattung der Amelanchier gehört, stellt ein Kernobstgewächs dar. Die botanische Bezeichnung 'Amelanchier' kommt ursprünglich von dem Wort 'amelanche' aus der keltisch-gallischen Sprache und bedeutet übersetzt ins Deutsche so viel wie 'Äpfelchen'. Diesen Namen trägt sie aufgrund ihrer Apfelfrüchte, die im Herbst zahlreich erscheinen. Bereits seit vielen Jahrhunderten werden diese Apfelfrüchte von Menschen geerntet und zum Verzehr verwendet. Ihre Heimat findet das Rosengewächs im Osten Nordamerikas vor. Im Jahre 1782 wurde sie das erste Mal von einem Schweizer Botaniker beschrieben, der sie in der Schweiz vorfand. Gleich darauf wurde sie in vielen Gärten und Parks Nordwest-Europas angebaut und ist seitdem in vielen Teilen Europas verwildert, da sie mit den klimatischen Bedingungen äußerst gut zurechtkommt. Auch mit harten Wintermonaten kann sie es mit Leichtigkeit aufgrund ihrer Herkunft, in der Kälte oft gegenwärtig ist, aufnehmen.
Wie ein Fels in der Brandung
Zunächst ist Amelanchier lamarckii ein Strauch. Später kann die Pflanze verholzen und zu einem meist mehrstämmigen Kleinbaum werden. Als sommergrünes Gewächs bildet die Pflanze mit der Zeit einen ansehnlichen, kompakten und gut verzweigten Wuchs aus. Ihr Vorteil ist, dass sie im Laufe der Jahre eigentlich nie geschnitten werden muss und dennoch einen formvollendeten Wuchs annimmt. Im Jahr kann sie zwischen 30 und 60 Zentimeter an Größe zunehmen, je nachdem an welchem Standort sie gedeihen darf. Sie erreicht dabei im Alter eine Wuchshöhe von etwa 6 Metern und wird um die 5 Meter breit. In jungen Jahren wächst sie aufrecht. Mit dem Alter wird sie dann breitwüchsig bis trichterförmig. Sie besitzt oft eine runde bis schirmförmige Krone. Einige Zweige können leicht überhängen, was den optischen Gesamteindruck noch weiter aufwertet. Insgesamt ist sie wie ein Fels in der Brandung, denn sie ist sehr wind- und wetterfest.
Von Kupferfarben über Grün bis Orange und flammend Rot
Im Erdreich bilden sich bei der Kupfer-Felsenbirne viele Wurzeln aus. Diese sind recht flach und bilden nur selten Ausläufer. Während sich die Wurzeln im Untergrund viele Nährstoffe und Wasser erkämpfen, bildet sich an der Oberfläche das Grundgerüst des Strauches bzw. Kleinbaumes heraus. Die starken Triebe bzw. Stämme sind graugrün, punktförmig und flach gefurcht. Durch den menschlichen Einfluss kann man auch Pflanzen mit nur einem Stamm finden. Die jungen Zweige weisen eine rötliche bis braune Farbe auf. Sie sind im Querschnitt rund und außerdem seidig behaart. Ältere Zweige sind hingegen wie der Stamm graugrün gefärbt.
An den Zweigen befinden sich im Frühjahr kleine, spitze und abstehende Knospen. An ihrer Oberseite sind sie rötlich, während sie an ihrer Unterseite eine eher grünliche Farbe aufweisen. Aus ihnen gehen etwa ab April die gestielten, wechselständig angeordneten, sommergrünen und bis zu 4 Zentimeter breiten und 8 Zentimeter langen Blätter hervor. Die Besonderheit, die das Gewächs auch zu seinem Namen verhalf, ist der kupferfarbene und mit seidigen Haaren besetzte Austrieb der Blätter. Im Laufe des Frühjahrs entwickelt sich diese Farbe in ein Grün, bevor sie im Herbst in ein buntes Farbenspiel getaucht wird, das aus Farben wie Gelb, Orange und Feuerrot besteht. Häufig ist der Bereich um die Blattadern dabei leicht grün gefärbt. Die Herbstfarben wirken an Amelanchier lamarckii wie lodernde Flammen - einfach atemberaubend. Die Form der Laubblätter kann am besten mit den Begriffen verkehrt eiförmig, leicht und regelmäßig gezahnt, stumpf und glatt beschrieben werden.
Wie ein mit zahlreichen weißen Sternen besetzter Himmel
Gegen Ende April, wenn sich bereits erste kupferfarbene Blätter gezeigt haben, öffnen sich auch die Blütenknospen der Kupfer-Felsenbirne. Sie sitzen an 6- bis 12-blütigen lockeren, aufrechten und gedrungenen Trauben und jede einzelne Blüte wird bis zu 2,5 Zentimeter breit. Von ihrem Aussehen her erinnern die Blüten an fünfzackige Sterne, die wie Funken zwischen den Blättern hervorblitzen. Sie besitzen 5 weiße bis zartrosafarbene, längliche, schmale Blütenblätter, 20 gelbe Staubblätter und bis zu 14 Millimeter lange Kronblätter. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge fühlen sich von ihnen angezogen und vervollständigen den Anblick auf magische Art und Weise. Bis in den Mai hinein kann die Blütenfülle bestaunt werden, bevor sich die Blüten langsam in Früchte verwandeln.
Die Herausbildung der Früchte geschieht relativ rasch nach der Insektenbestäubung der Blüten. Sie besitzen eine kugelige Beerenform und sind bis zu einem Zentimeter dick. Mit ihrer gleichzeitig beinahe schwarzen Farbe erinnern sie ein wenig an Blaubeeren. Doch sie unterscheiden sich von diesen im Wesentlichen. Die Früchte der Kupfer-Felsenbirne werden als Apfelfrüchte bezeichnet und sind mit aufrechten Kelchspitzen besetzt. Darüber hinaus sind sie mit einem bläulichen Reif überzogen. Etwa Anfang August sind sie reif und somit auch bereit für den Verzehr.
Die Früchte können im August geerntet werden. Die Reife lässt sich an einer dunklen Farbe und einem gleichzeitig geringen Druckwiderstand der einzelnen Apfelfrüchte erkennen. Wird zu spät an die Ernte der Früchte gedacht, kann es passieren, dass Vögel bereits über sie hergefallen sind, denn diese wissen deren fantastisches Aroma sehr zu schätzen. Mit einer saftigen Konsistenz und einem süßen Geschmack stellen die Früchte eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan dar. Sie können sowohl pur im rohen Zustand, getrocknet als auch gegart verzehrt werden. Wer aus ihnen Marmelade machen will, wird einen angenehm marzipanartigen Beigeschmack erkennen können. Darüber hinaus können die Apfelfrüchte zur Herstellung von Kuchen, Eis, Saft, Likör und Wein verwendet werden. Ferner haben sie auch den Ruf, gut als Korinthenersatz herangezogen werden zu können. Sie enthalten jede Menge Vitamine und wirken sich durch ihre Inhaltsstoffe positiv auf den Schlaf, das Herz und den Blutkreislauf aus.
Wo sich die Felsenbirne gut aufgehoben fühlt
Der ideale Standort für Amelanchier lamarckii befindet sich in einer sonnigen bis halbschattigen Lage. Im Schatten kommt sie zwar auch zurecht, bildet dort allerdings nur eine geringe Anzahl an Blüten aus. Der Standort muss nicht geschützt sein, denn der Pflanze bereiten sowohl Wind, Niederschlag als auch ein Stadtklima keine besonderen Schwierigkeiten. Doch wofür kann sie verwendet werden? Sie eignet sich zum einen für Freiflächen, als Schnitthecke zur Grundstücksbegrenzung, als Vogelschutz und Vogelnährgehölz, als Solitärgehölz und Hausbaum. Zum anderen kann sie als Kübelpflanze, Alleebaum, Obstspender und zur Aufwertung eines Heidegartens verwendet werden.
Ebenso wie an den Standort stellt dieses Gewächs auch an den Boden nur sehr geringe Ansprüche. Es gibt jedoch Punkte, die es im Bezug auf den Boden als wünschenswert erachtet. Dazu zählen eine sandig-lehmige bis tonig-lehmige Beschaffenheit, ein saurer bis leicht alkalischer pH-Wert und eine frische bis feuchte, nährstoffreiche sowie lockere Bodenqualität. Notfalls kann die Kupfer-Felsenbirne, so wie es ihr Name bereits verrät, sogar zwischen Felsen gedeihen. Wichtig ist jedoch vor allem, dass die Erde feucht gehalten wird, denn diese gewährleistet eine reiche Blüte. Eine Zeit lang kann sie jedoch auch mit einer mäßigen Trockenheit auskommen.
Weitere Exemplare erschaffen - kein Problem
Viele Gärtner finden schnell Gefallen an dieser Zier- und Nutzpflanze und streben an, sie zu vermehren. Das geschieht auch recht einfach und zwar mit Samen oder Kopfstecklingen. Mit Ausläufern ist die Vermehrung hingegen kaum möglich, da sie nur selten Ausläufer ausbildet. Empfehlenswert ist es, die Pflanze mit Stecklingen im Sommer zu vermehren. Bei der Aussaat kann man ganz den Vögeln vertrauen, naschen diese häufig an der Pflanze, bilden sich schon bald junge Pflänzchen unter dem Strauch. Bei der Pflanzung sollte darauf geachtet werden, dass pro Quadratmeter nicht mehr als eine Pflanze in den Boden gesetzt wird, dies gilt vor allem dann, wenn die Felsenbirne nicht verpflanzt werden soll. Die eingepflanzten Triebe sollten dann in den ersten Wochen gleichmäßig mit Wasser versorgt werden. Staunässe sollte dabei jedoch vermieden werden. Die Überwinterung kann auch bei den Jungpflanzen bereits im Freien vonstatten gehen, da die Pflanze generell gut frosthart ist.
Genügsam auf der ganzen Linie
Der Pflegeaufwand für die Amelanchier lamarckii ist äußerst gering. In jungen Jahren sollte Wert darauf gelegt werden, sie regelmäßig zu gießen. Später, nach einer ordentlichen Ausbildung der Wurzeln im Erdreich, ist dies nicht mehr unbedingt erforderlich. In Hitzeperioden ist es allenfalls ratsam, sie mit Wasser zu versorgen, damit ihre Blätter nicht an Vitalität einbüßen. Die Bodenfeuchte bleibt selbst bei Trockenheit länger erhalten, wenn der Boden gemulcht ist. Weiterhin ist es nicht notwendig, sie zu düngen. Es genügt insbesondere bei älteren Pflanzen, etwas Kompost oder der Erde zuzusetzen. An sauren Standorten ist Kalk eine wichtige Nährstoffgabe. Auch wenn es um den jährlichen Rückschnitt geht, ist kaum Aufwand erforderlich. Eigentlich ist ein Rückschnitt sogar gar nicht nötig, denn die Pflanze braucht keinen Schnitt, sondern kommt ohne ihn sogar besser aus, da sie ihre Form und Blühfreudigkeit auf natürliche Art und Weise gut bewahren kann. Wenn überhaupt, so sollte der Rückschnitt im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr an frostfreien Tagen vorgenommen werden. Dies gilt vor allem bei einem stärkeren Rückschnitt. Soll nur ein leichter Formschnitt stattfinden, wie bei einer Hecke, ist der beste Termin die Zeit um den 24. Juni herum (Johanni). Hier legen die Pflanzen eine kleine Wachstumspause ein und können daher sehr gut wieder in Form gebracht werden.
Sie ist ein unbeschreiblich dankbares Gehölz. Mit ihrer überreichen Blüte, die mit zahlreichen weißen Sternenblüten überzeugt, den köstlich süßen Früchten und der spektakulären Herbstfärbung der Blätter stellt die Kupfer-Felsenbirne eines der optisch wertvollsten und begehrtesten Ziergehölze dar. Doch nicht nur durch ihre Optik ist sie ein wahres Schmuckstück. Sie besticht zudem mit ihrem pflegeleichten Charakter, ihrem geringen Anspruch im Bezug auf den Standort und den Boden sowie ihrer Frosthärte.