Das Echte Salomonssiegel ist trotz seines exotischen Erscheinens und des ungewöhnlichen Namens in unseren Wäldern weit verbreitet. Besonders im Frühling fällt die Staude auf, wenn ihre zahlreichen glockenförmigen, weißen Blüten in den Blattachseln erscheinen. Polygonatum odoratum galt schon früher als eine Zauberstaude, der man viele magische und heilende Eigenschaften zusprach. In Märchen und Sagen ist sie die Pflanze, die Quellen aus Felsen hervorsprudeln lässt oder verschlossene Türen plötzlich öffnet. Auch heute noch verwendet man Polygonatum odoratum als Heilpflanze in der chinesischen, westlichen und ayurvedischen Medizin gegen vielfältige Beschwerden.
Einzigartig sind ihre weißen Blütenglöckchen mit grünem Rand an elegant überhängenden Trieben. Sie duften lieblich nach Bittermandel, weshalb man das Echte Salomonssiegel auch "Falsches Maiglöckchen" nennt. Tatsächlich gehört Polygonatum odoratum zur Familie der Spargelgewächse. Gut erkennbar ist dies an dem kräftigen Rhizom, in dem das Echte Salomonssiegel den Winter überdauert und sich auch hierüber unterirdisch ausbreitet. Nach der kurzen Blütezeit im Frühling von Mai bis Juni werden bis zum Herbst blauschwarze Beeren gebildet, die die bogigen Triebe des Echten Salomonssiegels schmücken. Nach und nach verfärben sich die Blätter der Staude im Herbst wunderschön gelb und leuchten mit dem Herbstlaub der Bäume ringsum um die Wette. Wenn das Echte Salomonssiegel schließlich sein Laub verliert, kann man genau erkennen, wie die Pflanze zu ihrem Namen kam. Denn wenn der oberirdische Spross abstirbt, hinterlässt er eine siegelähnliche Narbe auf dem Wurzelstock. Polygonatum odoratum kann auch wunderbar in einem sonnigen bis schattigen Bereich im Garten angepflanzt werden. Auf einer Fläche unter altem Baumbestand, auf frischem, humosem Boden fühlt sich das Echte Salomonssiegel recht wohl und breitet sich dann willig aus. Sehr schöne Pflanzpartner sind zum Beispiel Farne, Waldgräser, Hostas oder niedrige Arten von Astilben.