Ihre wildromantische Ausstrahlung, die durch ihr dicht aneinanderliegendes Blattwerk und ihre kleinen Beerenfrüchte hervorgerufen wird, macht sie das ganze Jahr über zu einem äußerst wertvollen Exemplar. Besonders im sonst kahlen und tristen Winter trifft dies auf hohe Wertschätzung, denn sie bringt frisches Grün in ihr Umfeld. Als Kletterpflanze vermag das Immergrüne Geißblatt es, zum einen für Sichtschutz zu sorgen und zum anderen kahle Hausfassaden, Mauerkronen und Zäune mit einem saftig-grünen Schleier optisch aufzuwerten. Gleichzeitig erweist sich die Immergrüne Geißschlinge als anpassungsfähig und frosthart. Doch diese sind nicht alle hervorglänzenden Eigenschaften. Sie besticht darüber hinaus mit ihren pflegeleichten, recht schnittverträglichen und schattenliebenden Charakterzügen.
Der ehemalige Waldbewohner, der hoch hinaus will
Würde sich die Immergrüne Geißschlinge auf die Suche nach ihrer Heimat begeben, würde sie bei Erfolg irgendwann in den Wäldern Asiens landen. Sie stammt ursprünglich aus Ländern wie China, Myanmar, Nepal, Bhutan, Indien und den Philippinen, wo sie heute noch vielerorts anzutreffen ist. Im Laufe der letzten Jahrhunderte drang das Gewächs immer weiter in Richtung Westen vor und wird heute in vielen Teilen Europas gern angepflanzt. Die Hauptgründe dafür liefern sein immergrünes Laubgewand und sein schneller Wuchs. Ein weiterer Grund ist sein entscheidender Vorteil gegenüber seinen zwei recht beliebten Konkurrenten, dem Efeu und dem Wilden Wein: Aufgrund fehlender Haftwurzeln hinterlässt das Immergrüne Geißblatt als Kletterpflanze keine Gebäudeschäden, benötigt dafür jedoch eine Kletter- bzw. Rankhilfe.
Diese mehrjährige Pflanze weiß genau, wohin sie will. Sie strebt danach, in die Höhe zu wachsen, um dort für jedermann sichtbar und zu bewundern zu sein. Dabei vollzieht sie einen rechtswindenden Wuchs. Die Pflanze klettert mittels ihrer Triebe, indem sie sich um etwas herumwinden. Haftwurzeln besitzt sie nicht, kann jedoch mit einer Rankhilfe an Brüstungen, Mauern, Zäunen und Säulen emporwinden. Dicht angedrückt an ihre Kletterhilfe mag sie es am liebsten, denn so ist sie vor heftigen Windstößen und Niederschlägen besser geschützt. Wenn sie im ersten Jahr gepflanzt wird, zeigt sie sich vorerst etwas scheu, denn sie muss sich zunächst an ihre Umgebung gewöhnen. In der Zeit streckt sie ihre Kraft hauptsächlich in die Wurzelbildung, um die Wasser- und Nährstoffversorgung sicher zu stellen. Daher ist ihre Wuchsgeschwindigkeit im ersten Jahr etwas geringer als in den Folgejahren. Mit ausreichend Zeit entwickelt sie dann einen stattlichen Wuchs, der buschig und dicht wirkt. Insgesamt erreicht sie eine Höhe von bis zu 8 m, während sie bis zu 2,50 m breit werden kann. Ihre Größe richtet sich immer größtenteils mit nach ihrer Rankhilfe.
Die Wurzeln des Immergrünen Geißblatts leisten mühselige Arbeit bei dem stetigen Transport von Nährstoffen und Wasser. Aus ihnen gehen schließlich die frischen Triebe hervor. Mit der Zeit färben sich die Stängel rotbraun, da sie eine stärkere Rinde annehmen. An den sich windenden Trieben sitzen die saftig-grünen Blätter. Das ganze Jahr über liegen sie dicht an der Pflanze an und verändern dabei ihre Farbe kaum merklich, da sie immergrün sind. Im Austrieb zeigen sie sich etwas heller. Manchmal rollen sich die Blätter in einem strengen Winter zusammen, wenn die Pflanze kaum noch Wasser über die Wurzeln aufnehmen kann. Dies ist der eigene Schutz vor übermäßiger Verdunstung. Reicht dies nicht aus, dann fallen sie ab. Doch das ist nicht schlimm, denn spätestens im Frühjahr kommt es zu einem neuen Blattaustrieb. Von ihrer Form her sind sie als länglich-lanzettlich zu beschreiben. Ihr Blattrand ist ganzrandig, ihre Oberfläche ist glatt und leicht glänzend und die Mittelrippe ihrer Unterseite ist sanft behaart.
Die Verwandlung der roten Trompeten in blauschwarze Beeren
Wenn der Juni heranbricht, wird im Immergrünen Geißblatt der Fortpflanzungswille geweckt und es bildet seine lang gestielten Blüten aus. Diese Blüten erinnern optisch an winzig kleine Trompeten. Sie sind bis zu 2 cm lang und erscheinen meist paarweise. Ihre bauchige Kronröhre ist etwas länger als die Kronzipfel und die Staubgefäße ragen weit heraus. Die laubblattartigen Hochblätter weisen eine rote bis gelbe Farbe auf. Durch die roten und leuchtenden Farbnuancen bilden die Blüten einen aufregenden Komplementärkontrast zu dem Grün der Blätter. Daher stechen sie relativ stark hervor. Gleichzeitig senden sie einen dezenten Duft in ihre Umgebung aus, um Insekten zur Bestäubung anzulocken. Dieser Duft ist nur bei warmer Witterung wahrnehmbar. Ist es kühl, ist kein Duft bemerkbar. Bis Anfang August dauert die Blütezeit an. Dann kommt es zur Verwandlung der bestäubten Blüten...
Ist die Blütezeit vorüber, so bilden sich die beerenartigen Früchte des Immergrünen Geißblatts aus. Sie gehen aus jeweils einem Blütenpaar hervor. Etwa zwischen Ende September und Anfang Oktober sind sie ausgebildet und reif. Bei vollkommener Reife weisen sie eine violettschwarze bis blauschwarze Färbung auf. Von ihrer Größe und Form her erinnern sie an Blaubeeren. Viele Vögel fühlen sich von diesen Beeren im Herbst angezogen und nutzen sie, um ihre hungrigen Schnäbel zu füllen. Auch wenn die Vögel sie lieben und sie schön aussehen, für den Menschen sind die Beerenfrüchte ungenießbar. Die Früchte sollten daher an der Pflanze stehen gelassen werden.
Schnelles Standortfinden dank robustem Charakter
Grundsätzlich kann das Immergrüne Geißblatt als anpassungsfähig und anspruchslos im Bezug auf einen geeigneten Standort bezeichnet werden. Als ehemaliger Waldbewohner, der sich sein Territorium vor allem in der Höhe erlangen wollte und die Bäume hinaufkletterte, bevorzugt diese Pflanze einen eher dunklen Standort. Im Halbschatten und Schatten kommt sie gut zurecht, weshalb sie dort gepflanzt werden sollte. Doch in einer sonnigen Lage kann sie gut gedeihen. Empfehlenswert ist es generell, ihren Stammfuß im Schatten stehen zu haben, denn dies erleichtert die Pflege erheblich (sie benötigt dann weniger Wasser). Wer sie in die Sonne stellt, sollte Acht geben, denn im Winter kann eine hohe Sonneneinstrahlung bei Frostschaden an der Pflanze verursachen. Wird der Boden jährlich gemulcht, dann hält sich die Bodenfeuchtigkeit noch besser.
Pro laufendem Meter sollten nicht mehr als 2 Exemplare dieser Pflanze gesetzt werden. Wenn dies gewährleistet werden kann, so sind die Möglichkeiten, sie zu pflanzen, schier unerschöpflich. Ob auf kahlen Mauerkronen, an Säulen, auf Böschungen, an Pergolen, in Kübeln, an Hausfassaden oder an Zäunen, Lonicera henryi fühlt sich überall wohl und das sowohl in Einzelstellung als auch in Gruppen. Dabei kann sie einerseits als guter Sichtschutz dienen und andererseits einfach nur zur Begrünung herangezogen werden. Ferner ist sie geeignet, um verschiedene Bereiche im Garten abzutrennen und um eine Grabbepflanzung zu gestalten. Wird dabei auf einen relativ geschützten Standort und wenig Licht geachtet, so benötigt diese Kletterpflanze dann nur noch etwas Zeit für sich zum Wachsen
Neben einem geringen Anspruch an den Standort hat das Immergrüne Geißblatt nur geringe Ansprüche an den Boden. Idealerweise ist dieser schwach sauer bis schwach alkalisch. Zudem wirkt sich ein sandig-lehmiger Boden vorteilhaft aus. Ein schwerer lehmiger Boden könnte hingegen schnell zu Staunässe führen und ein sandiger Boden könnte nur wenig Wasser für die Wurzeln speichern. Sandig-lehmig lautet also das Zauberwort, um diesem Gewächs einen frischen bis feuchten Boden zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf einen mittel- bis tiefgründigen, lockeren, nährstoffreichen und humosen Boden wertzulegen.
Pflegeleicht auf der ganzen Linie
Um diese Kletterpflanze anzupflanzen bzw. zu vermehren, ist es zunächst empfehlenswert, Stecklinge zu verwenden und sie nicht aus Samen zu ziehen. Nachdem die etwa 10 cm langen Stecklinge in die Erde gesetzt wurden, sollte der Wurzelbereich nach dem Angießen am besten mit Mulch bedeckt werden, damit die Wurzeln feucht bleiben. Wenn mehrere Exemplare in die Erde gepflanzt werden, sollte auf einen Abstand von mindestens 0,5 m geachtet werden, damit sich die Triebe und circa 4 - 9 cm langen Blätter später bei ihrem Wuchs nicht gegenseitig behindern. Für einen guten und starken Wuchs sollte gleich dahinter ein Objekt stehen, an dem sich die mehrjährige Lonicera henryi in die Höhe schlingen kann z. B. eine Pergola, ein Zaun, eine Mauer oder ein Baumstamm. Wenn der Winter heranbricht ist es außerdem ratsam, die frischen Exemplare mit einem Laubschutz über der Wurzel zu versehen, auch wenn sie eigentlich frosthart sind.
Allgemein ist der Pflegeaufwand für die Immergrüne Geißschlinge als gering zu beschreiben. Im Wesentlichen beschränkt sich die Pflege auf das Gießen. Wichtig ist es dabei vor allem, dass sie regelmäßig gewässert wird und die Erde nicht austrocknet. Intensiv in den ersten Jahren nimmt eine feuchte, aber dennoch gut durchlässige Erde, einen hohen Stellenwert für diese Pflanze ein. Im Spätherbst sollten ihre Besitzer sich nicht wundern, denn die Triebe trocknen manchmal aus, obwohl das Gewächs immergrün ist und den Winter mit Leichtigkeit übersteht. Im Fall, dass einige Triebe vertrocknet aussehen, gilt es lediglich, bis ins nächste Frühjahr zu warten, denn da die Pflanze verholzt ist, treibt sie an diesen Stellen wieder neu aus. Wenn es um das Schneiden geht, so muss bei dieser schmucken Pflanze nicht viel unternommen werden. Hat sie einmal im Garten Fuß gefasst braucht man nur noch zu schneiden, wenn sie zu groß wird, bzw. über ihr Kletterhilfe hinaus wächst.
Das Immergrüne Geißblatt, das ursprünglich in Asien angesiedelt ist, stellt ein bedeutendes Gewächs zur Begrünung von Fassaden, Mauern, Zäunen und Pergolen dar. Besonders für schattige Plätze im Garten ist die Pflanze ausgezeichnet geeignet. Mit den langen Lianen schlingt es sich an allen Objekten empor, um aus luftiger Höhe seinen Charme zu versprühen. Die derben und immergrünen Blätter, die roten Trompetenblüten und die violettschwarzen Beerenfrüchte tragen den Großteil dazu bei, dass diese Kletterpflanze optisch reizvoll ist. Des Weiteren überzeugt sie mit ihrem schnellen Wuchs sowie ihren pflegeleichten, anpassungsfähigen, robusten und anspruchslosen Charakterzügen.