Der Essigbaum (bot. Rhus typhina) ist ein attraktives Solitärgehölz innerhalb der Gattung Rhus und wird auch als Hirschkolben-Sumach bezeichnet. Am eindrucksvollsten sind die geschlitztblättrigen Blätter von (bot.) Rhus typhina, die sich sich im Herbst in ein wahres Leuchtfeuer im Garten verwandeln! Seine Wuchsform ist bestechend schön. Die Blüten erscheinen als rote, filzig behaarte Fruchtkolben, welche sich ab Juli entwickeln und für das markante Erscheinungsbild sorgen, das dem Gehölz im Winter erhalten bleibt. Der Essigbaum ist eine Attraktion, die wenige Ansprüche stellt und absolut pflegeleicht ist.
Herkunft
Der Essigbaum stammt ursprünglich aus den östlichen Regionen von Nordamerika und findet sich seltener in unseren Gärten. Ein einmaliges Ziergehölz mit Seltenheitswert! Natürlich verbreitet kommt Rhus typhina in den östlichen Gebieten der USA und von Kanada vor. Von Neu-Schottland aus, hoch im Norden, kommt der Essigbaum in einem Streifen in den gesamten Appalachen bis nach Florida vor. Auch in anderen Gebieten, tiefer im Hinterland, hat sich der Sumach ausgebreitet.
Nach Europa gelangte diese Pflanzenart früh und wurde zum Star botanischer Gärten. Bereits 1620 hielt der schöne Herbstfärber Einzug in Paris und Quellen belegen wenig später ein Exemplar in London. In der Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Kultur der Zierpflanze in Deutschland. Die Attraktivität der Pflanze begeisterte früh, doch dauerte es noch lange, bis der Baum in Hausgärten zu sehen war. Erst in den letzten Jahrzehnten hat der Essigbaum seinen Siegeszug als spektakulärer Blickfang in hiesigen Gärten angetreten. Der Sumach fühlt sich in unseren Breiten gut aufgehoben und gedeiht ausgezeichnet.
Wuchs
Sofort fällt der besonders formschöne und eigenwillige Wuchs des Essigbaums auf. Er entwickelt sich oft als mehrstämmiger Strauch oder als kleiner Baum mit kurzem Stamm. Sehr beeindruckend wirkt das Geäst, das sich eigenwillig verzweigt. Die Äste und Zweige steigen geweihartig auf. Mitunter erzeugen sie ein bizarres Bild, das vor allem in der laublosen Zeit gut zum Vorschein kommt. Die Äste sind dick und die jüngeren Triebe weisen einen schönen Flaum auf, der sie samtig wirken lässt.
Der kräftige Wuchs von Rhus typhina entwickelt sich auf vier bis sechs Meter in der Höhe. Bei älteren Exemplaren werden die herrlichen runderen Kronen des Hirschklolben-Sumachs bis zu 600 cm breit. Auf diese Ausmaße wartet der Gärtner meist wenige Jahre. Denn das Gehölz entwickelt sich rasch und legt jährlich kräftig zwischen 30 und 40 cm zu. Ein Exemplar im Kübel wird nicht diese Dimensionen erreichen. Damit können auch räumlich begrenzte Standorte mit dem Sumach glänzen.
Blätter
Die Blätter des Essigbaums zeigen sich als gefiedertes Laub und machen einen Großteil der Attraktivität des Essigbaums aus! Die grünen Fiederblätter sind im Sommer ein fantastischer Schmuck an den Trieben und im Herbst präsentiert sich das Laub atemberaubend gefärbt. In feurigen Farben leuchtet es weithin sichtbar. Die großen, hängenden Blätter erscheinen zu dieser Jahreszeit in kräftigen Herbstfarben: in einem gelben Orange bis scharlachrot präsentieren sie sich und zählen zum auffälligsten Herbstlaub überhaupt.
Im Frühling und Sommer ist das Blattwerk gleichsam imposant. Die glänzenden Blätter zeigen sich mit ihrer charakteristischen Form und sind ein seltener Anblick. Sie glänzen in einem herrlichen Grünton. Oberseits sind die Blattspreiten sattgrün, unterseits heller in Nuancen von Blaugrün.
Blüten
In der Zeit von Juni bis Juli erscheinen am Essigbaum interessante Blütenstände, die an den Spitzen der Triebe stehen. Sie zeigen sich auf 15 bis 20 Zentimeter Länge. Im Gegensatz zu den auffällig rot gefärbten Fruchtständen, welche sich aus den Blütenrispen bilden, haben die Blüten eine unauffällige gelbe bis grünliche Farbe. Sie sind der unscheinbare Vorbote der attraktiven Fruchtstände von Rhus typhina. Will der Pflanzenfreund die Blüten ab Juni betrachten, gibt er sich Mühe, die Gebilde zwischen dem Laub zu entdecken.
Früchte
Das Wort Fruchtschmuck trifft hier absolut zu! Ausnehmend attraktiv wirken die Früchte mit ihrer intensiven roten Farbe. Sie fallen zwischen dem sommergrünen Laub des Hirschkolben-Sumachs auf und ziehen die Blicke von Weitem an. Besonders über den Winter sind sie ein echter Blickfang! Denn sie bleiben lange haften und schmücken den Essigbaum nach seinem fulminanten Auftritt im Herbst. Rhus typhina bildet dicht behaarte Früchte aus, welche beinahe samtig wirken. Experten bezeichnen sie als Steinfrüchte. Die roten Haare umgeben einen kleinen Kern, der die Samen der Pflanze enthält.
Standort
Was den Standort betrifft, ist der Gärtner in seiner Wahl frei. Das Laubgehölz liebt die Sonne und entfaltet seine Anmut an einem sonnigen Platz ideal. Dazu passt, dass dieser Kleinbaum oder mehrstämmige Strauch hitzeverträglich ist. Aber auch verschiedene Standorte im Halbschatten nimmt der Essigbaum an, nur zu starken Schatten wird er mit Unmut quittieren. Da der Baum nach einigen Jahren gut winterhart ist, benötigt er nicht unbedingt einen geschützten Platz, dankt ihn allerdings mit einem prächtigen Gedeihen. Der Hirschkolben-Sumach ist ausgesprochen stadtklimafest und eignet sich als fantastisches Stadtgrün für sonnige Plätze!
Boden
Das Gewächs zeigt sich ausnehmend anspruchslos und toleriert nahezu alle Böden. In einem normalen Gartenboden gedeiht der Hirschkolben-Sumach prächtig. Ist der Boden zu sandig, neigt der Baum dazu, Ausläufer zu bilden. Einen besonders guten Wuchs zeigt der Essigbaum in nährstoffreichen Böden. Doch benötigt er diese nicht zwangsläufig.
Als Pioniergehölz wurzelt die anspruchslose Pflanzenart in freier Natur auch auf kargen, mageren und nährstoffarmen Untergründen. Rhus typhina toleriert Stellen mit Kalk im Erdreich und siedelt ungern auf saurem Substrat. Trockene Böden verträgt das Gewächs besser als Nässe und der Gärtner achtet darauf, dass Niederschläge gut ablaufen, sodass keine Staunässe den Wurzeln schadet.
Pflanzung und Pflege
Zur Freude des Gärtners ist der Hirschkolben-Sumach absolut pflegeleicht, robust und stellt kaum Ansprüche. Er ist winterhart bis zu rund -23 Grad Celsius. Beim Anpflanzen bringt der Gärtner idealerweise eine Wurzelsperre in den Boden ein, denn der Essigbaum bildet Ausläufer. In freier Wildbahn entstehen ganze Dickichte aus dem Gewächs. Wer dies nicht in Kauf nehmen will und dem Sumach nicht gerne zu viel Raum seines Gartens überlassen möchte, greift daher von Anfang an zu einer Rhizomsperre. Diese gräbt der Pflanzenfreund mit einem Durchmesser von circa 200 cm ein. So haben die Wurzeln der ausladenden Pflanze später genügend Platz. Wird dieses Unterfangen zu aufwendig oder aus anderen Gründen nicht möglich, lässt sich der Essigbaum prima im Kübel anpflanzen! Diese Exemplare werden nicht ganz so hoch wie solche im Freiland.
Der Hirschkolben-Sumach ist ein Gewächs, mit dem sich fast überall mühelos eindrucksvolle Gartenszenerien erschaffen lassen. Im Frühjahr oder im Herbst liegt die ideale Pflanzzeit für den Baum. Außerhalb der Wachstumsperiode konzentriert die Pflanze sich darauf, ihre Wurzeln gut in den Boden einzugraben und die Grundlage für einen guten Wuchs zu schaffen.
Nach dem Anpflanzen gießt der Gärtner seinen Baum ausreichend an. Danach ist gießen ausschließlich bei extrem trockenen Wetterlagen nötig. Dies gilt nicht bei Exemplaren, welche im Kübel stehen. Diese wässert der Pflanzenfreund häufiger und achtet gleichzeitig auf einen guten Abzug des Wassers. Gerade im Kübel bildet sich schnell gefährliche Staunässe.Schnitt
Auch beim Schnitt zeigt sich Rhus typhina von seiner pflegeleichten Seite! Die Pflanze benötigt keinen regelmäßigen Schnitt und nimmt ganz sich selbst überlassen eine wundervolle natürliche Wuchsform an. Im Gegenteil kann ein zu häufiger Einsatz der Schere dazu führen, dass der Essigbaum unkontrolliert austreibt und viel von seinem Charme verliert. Allerdings kann es nach einigen Jahren sinnvoll sein, einen Erhaltungsschnitt durchzuführen, sobald die Krone verkahlt. Dann sollte der Gärtner zu dicht stehende und sich kreuzende Zweige entfernen.
Die Schere setzt er in jedem Fall nach der Vegetationsperiode an und wartet möglichst bis zum Herbst auf einen Rückschnitt. Zu jeder Jahreszeit kann der Gärtner einzelne störende Zweige, welche beispielsweise auf Wege ragen, abschneiden. Entfernt er Äste, ist es ratsam, Handschuhe zu tragen, denn aus den Schnittstellen tritt Milchsaft aus. Dieser ruft Irritationen der Haut hervor. Gelangt davon etwas ins Auge, ist eine Bindehautentzündung die mögliche Folge, weshalb auch eine Schutzbrille sinnvoll ist.
Verwendung
Der Essigbaum ist aufgrund seiner Wuchsform, der attraktiven Blätter und Früchte und der leuchtenden Herbstfarbe ein beliebtes Ziergehölz. Schon früh wurden die Gewächse in botanischen Gärten verwendet. Rhus typhina entfaltet seine ausdrucksstarke Optik prachtvoll als Solitär auf einer größeren Freifläche. In Parkanlagen ist der Hirschkolben-Sumach ein beliebtes Gestaltungselement. Auch größere Gärten füllt er mit seiner unvergleichlichen Präsenz. Unter einem hoch gewachsenen Essigbaum lässt sich unter dem traumhaften Blätterdach an warmen Sommertagen ausgezeichnet verweilen. Durch das gefiederte Laub dringen vereinzelte Sonnenstrahlen hindurch und zaubern ein hübsches Schattenspiel ins Gras.
Hitzeverträglich und stadtklimafest, ist er eine ideale Zierde für Stadtgärten. Zwischen dem urbanen Grau zieht diese Pflanze die Blicke auf sich! Besonders zur Herbstzeit wirkt sein rotes Laub hier spektakulär. Wie gut, dass sich das Gehölz auch dazu eignet, im Kübel große Balkone oder Terrassen zu zieren! In einem voluminösen Pflanzgefäß ist die Pflanze das Highlight vor Privat- und Geschäftshäusern. In einer Fußgängerzone sind dem Baum oder Strauch bewundernde Blicke sicher.
Neben seiner Zierfunktion war diese Art des Sumachs zu früheren Zeiten zu vielen anderen Zwecken im Einsatz. Hauptsächlich machten sich die Menschen die Gerbstoffe des Laubgehölzes zunutze. Diese sind besonders konzentriert in den Blättern enthalten. Häufiger dienten sie dem Gerben von Leder. Vor allen Dingen in Nordamerika, aber auch in Deutschland, stand der Sumach in Plantagen in Kultur um diese Gerbstoffe zu gewinnen.
Vielfach finden sich Verweise darauf, dass der Hirschkolben-Sumach auch kulinarisch als Gewürz Einsatz findet. Seine säurehaltigen Steinfrüchte dienten den Ureinwohnern Nordamerikas um ein Getränk herzustellen, das als Indian Lemonade bekannt ist. Die Früchte gaben dieser Limonade mutmaßlich einen säuerlichen Geschmack. Weiteren Einsatz hatten die Früchte bei der Produktion von Essig, dem sie zu intensiver Säure verhalfen. Kein Wunder, dass der Essigbaum seinen Namen trägt! Allerdings gelten alle Teile von Rhus typhina als giftig. Auch wenn der Grad der Giftigkeit umstritten ist und geringer gilt als bei anderen Arten der Gattung Rhus, ist von einem Verzehr generell abzuraten. Andere Gewürze verwendet der interessierte Gärtner sicherer als die Steinfrüchte des Sumachs.
Sorten
Als Zierpflanzen eignen sich Sumach-Sorten mit geschlitzten Blättern. Häufiger findet sich mit Rhus typhina 'Dissecta' oder 'Lanciniata', als Farnwedel-Essigbaum bekannt, eine stark ausladend wachsende Sorte in hiesigen Gärten.
Der Gelbgrüne Essigbaum 'Tiger Eyes' punktet mit seinem interessanten Blattkleid in gelben Farbtönen, die er im Herbst gegen ein leuchtendes Rot eintauscht. Diese Sorte bildet wenige Ausläufer und hat ein moderates Wuchsverhalten. Damit eignet sie sich auch für kleinere Gartenparadiese und zusätzlich für Kübel. Auf dem Balkon werden die Gewächse zum Blickfang. Der Rhus aromatica (Gewürzsumach), der sich als schöner Strauch mit fantastischem Duft in immer mehr Gärten wiederfindet, zählt zu einer anderen Art als der Essigbaum Rhus typhina.
Vermehrung
Ist dem Gärtner ein Exemplar des Essigbaums zu wenig, hat er leichtes Spiel. Denn der attraktive Herbstfärber lässt sich einfach vermehren. Dazu ist einer der Wurzelausläufer nötig, die der Sumach reichlich ausbildet. Im Frühling oder Herbst sticht der Pflanzenfreund diesen ab und verpflanzt ihn an einen anderen Standort. Ohne Mühe wurzelt der Ausläufer an und fast wie von selbst entsteht ein neuer Essigbaum.
Wer mag, zieht eine Jungpflanze aus dem Steckholz vom Sumach. Wichtig ist, dabei auf die Qualität des Bodens zu achten, in dem sich die Wurzeln ausbilden sollen. Locker und frisch, ist er ideal beschaffen. Der Pflanzenfreund sollte über die ausreichende Feuchte des Substrats wachen.
Krankheiten und Schädlinge
Rhus typhina gilt gemeinhin als robust. Der Essigbaum kämpft äußerst selten mit Krankheiten und fürchtet nur wenige Schädlinge. Vereinzelt können die Schaumzikaden den Hirschkolben-Sumach befallen, was sich an kleinen Schaumnester zeigt, die viele als Kuckucksspuke bezeichnen. Die Larven der Zikade fressen an jungen Trieben, schaden der Pflanze jedoch nicht. Mit einem starken Wasserstrahl lassen sie sich abspülen.
Gefährlicher sind Pilze für den Essigbaum. Armillaria, als sogenannter Honigpilz bekannt, und der Hallimasch führen im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes und bedrohen auch andere Pflanzen im Garten. Zum Glück kommt ein solcher Befall äußerst selten vor.