Für viele Pflanzen ist der (Rück-) Schnitt eine wichtige Pflegemaßnahme, die zu einem buschigen und vitalen Wuchs führt. Für dieses Vorhaben ist das richtige Werkzeug entscheidend. Gartenschere, Messer und Co. sollten idealerweise sauber sowie möglichst scharf sein und glatte Schnitte erzielen. So verhinderst Du die Übertragung von Krankheiten und unschöne Quetschungen an Deiner Pflanze. Große Wunden (ca. ab der Größe einer 2-Euro-Münze) sollten mit einem Wundverschlussmittel bestrichen werden. Solche Wundengrößen treten meist bei der Behandlung von Bäumen und Großsträuchern auf. Mit dem richtigen Werkzeug zur Hand stellt sich Dir nun vielleicht die Frage "Wie wird richtig geschnitten"? Hier zeigen wir Dir auf, worauf Du beim Schnitt verschiedener Pflanzen achten solltest.
Wie schneide ich wurzelnackte Pflanzen (Wurzelwaren)?
Ein Schnitt ist bei Wurzelware kein zwingendes Muss, birgt aber Vorteile! Wer wurzelnackte Pflanzen um 1/3 bzw. die Hälfte einkürzt, erhält eine besonders buschige, blickdichte Pflanze. Zudem weisen geschnittene Pflanzen eine höhere Erfolgsquote beim Anwachsen auf.
Zuerst werden alle Knick- und Bruchstellen herausgeschnitten. Danach werden die Wurzeln auf ca. 25 bis 30 cm eingekürzt. Je größer die Pflanze ist, desto mehr Wurzeln braucht sie für Ihre Ernährung. Schneide bei größeren Pflanzen also nicht zu viel ab.
Wie schneide ich Containerpflanzen und Topfpflanzen?
Containerpflanzen / Topfpflanzen können bei Bedarf zum Ende des Winters zurückgeschnitten werden. Die frühblühenden Sorten (sie haben bereits Blüten-Knospen angesetzt) werden nach der Blüte geschnitten (z.B. Goldglöckchenstrauch, Rhododendron, Maiblumenstrauch u.a.). Sind die Pflanzen noch jung, wird ca. 1/3 bis 1/2 des Triebes eingekürzt, um eine buschigere Pflanze zu erhalten. Ältere Pflanzen brauchen nicht zwingend geschnitten zu werden. Ein Form- oder Auslichtungsschnitt ist jedoch gelegentlich sinnvoll. Dabei werden ältere Triebe herausgeschnitten und jüngere Triebe an der Pflanze belassen.
Wie schneide ich Rosen?
Rosen werden im Frühjahr nach dem Pflanzen auf 3 bis 5 Augen zurückgeschnitten. Mit Augen sind die Knospen der Rosen gemeint. Um eine besonders buschige Rose zu bekommen, kann man bei dem Jungtrieb Anfang Mai die Spitzenknospe herausschneiden (pinzieren). Wenn man die verblühten Blüten im Sommer immer gleich herausschneidet, dankt es die Rose mit einer verlängerten Blütenpracht. Ihre Kraft geht in diesem Fall nämlich nicht erst in die Fruchtbildung. Zum Herbst bzw. Winter werden „die Köpfe“ der Rosen abgeschnitten (ca. 1/3 des Triebes).
Wie schneide ich Waldreben (Clematis)?
Clematis werden nach der mitgelieferten Anleitung (Bildetikett) geschnitten. Frühblühende werden nach der Blüte geschnitten, Sommer- und Spätblühende hingegen zum Ende des Winters ca. im März. Wie viel zurückgeschnitten wird, liegt im Ermessen des Gartenfans. Allerdings sollten junge Clematis in den ersten ein bis zwei Jahren auf circa 50 cm zurückgeschnitten werden, um buschige Pflanzen zu erhalten. Später kann man sie auch einfach wachsen lassen.
Wie schneide ich Rhododendren und Azaleen?
Rhododendron und Azalee werden nur geschnitten, um tote und verletzte Äste zu entfernen oder einen sachten Formschnitt vorzunehmen. Bei einem Formschnitt schneidest Du den jeweiligen Trieb bis zur nächsten Astgabel zurück. Bei den Blüten ist Handarbeit gefragt: verwelkte Blütenstände werden per Hand herausgebrochen. Beachte dabei, dass Du die direkt darunter liegenden, neuen Triebe nicht unabsichtlich mit herausbrichst. So verhinderst Du die Samenbildung und der Rhododendron bzw. die Azalee investiert die Energie stattdessen in das Wachstum. Auch braune, ungeöffnete Blütenknospen solltest Du umgehend entfernen. Sie können Träger von Schädlingen wie der Rhododendronzikade oder von Pilzsporen sein. Tipp: Da die Knospen sehr klebrig sind, empfiehlt es sich, Handschuhe zu verwenden.
Wie schneide ich Hecken?
Heckenschnitt-Grundsätze: Eine Hecke sollte trapezförmig aufgebaut sein. Das bedeutet, dass die Hecke unten etwas breiter als oben ist. So kommt Licht an alle Teile der Hecke, wodurch sie dicht, grün und ohne kahle Stellen bleibt. Schneidet man nur die oberen Spitzen einer Hecke, wächst sie in die Breite, schneidet man nur die Seiten einer Hecke, so wächst sie nur in die Höhe. Deshalb sollte man, um eine dichte Hecke zu erhalten, immer oben und an den Seiten schneiden. Befindet sich die Hecke noch im Aufbau, werden zwischen den Schnitten 20 bis 30 cm Abstand (bei sehr starkwüchsigen Sorten auch 50 cm Abstand) gelassen. Dies gilt für den oberen Teil, der für das Höhenwachstum zuständigen Spitzen. Die Seiten werden dann entsprechend geschnitten. Hat die Hecke ihre endgültige Form und Höhe erreicht, wird immer so knapp wie möglich über dem vorigen Schnitt geschnitten.
Bei Koniferenhecken / Nadelgehölzhecken (wie z.B. Lebensbäume, Zypressen) darf nur im 'grünen' Bereich geschnitten werden. Schneidet man in altes, unbenadeltes Holz, kann die Pflanze dort nicht mehr austreiben und man hat eine kahle Stelle in der Hecke. Nach dem Pflanzen sollten hier unbedingt die oberen Spitzen geschnitten werden, um schneller eine dichte Hecke zu erhalten.
Bei einer Zierstrauchhecke (Blütenhecken) muss nur im Jungstadium geschnitten werden, um die Hecke aufzubauen und sie auch im unteren Bereich blickdicht zu bekommen. Da in einer solchen Hecke Pflanzen mit unterschiedlichen Wuchs-Charakteren gepflanzt werden, ist ein strenger Formschnitt (Kasten-, Trapezschnitt) nicht anzuraten. Solche Hecken haben immer weiche, leicht geschwungene Formen und sind auch in der Höhe nicht ganz einheitlich. Hier richtet sich der Schnittzeitpunkt nach den einzelnen Blühterminen (wenn man nicht auf die Blüte verzichten will, Frühblüher nach der Blüte, Sommer- und Spätblüher vor der Blüte Ende Februar – März). Alternativ schneidet man die Hecke komplett zum Ende des Winters und verzichtet auf die Blüte der Frühblüher. Die Pflanzen werden dann um 1/3 bis 1/2 eingekürzt. Bei hohlmarkigen Pflanzen, also Gewächsen mit hohlen Trieben, solltest Du möglichst dicht über einer Knospe schneiden. Dort ist der Trieb nicht hohl, es kann sich kein Regenwasser ansammeln und evtl. zur Fäulnis führen.
Individueller Heckenschnitt: Hierbei geht es hauptsächlich um das obere Ende der Hecke, wie etwa bei Rot-, Hainbuche, Eiben, Lebensbaum, Liguster, Buchsbaum, u.a. Hier kommt es auf den persönlichen Geschmack an. Du kannst die Hecke oben gerade abschneiden oder rund formen. Alternativ lockerst Du den strengen Charakter Deiner Hecke mit einer leichten Wellenform auf. Der Schnitt der Hecken sollte im späten Winter, also Ende Februar bis März erfolgen. Der nächste Schnitt sollte dann Ende Juni bis Mitte Juli (Johanni) vollzogen werden, denn hier machen die Pflanzen meist eine kleine Wachstumspause. Allerdings solltest Du dann nicht bei heißem, sonnigen Wetter schneiden, denn auch Pflanzen können einen Sonnenbrand bekommen! Vor allem zuvor im Schatten verbliebende Heckenteile sind plötzlich voller Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was der Pflanze zusetzt. Wer möchte, kann seine Hecke dann auch schon im Herbst statt zum Winterende schneiden.
Wie schneide ich Apfel- und Birnenbäume?
Äpfel und Birnen (Kernobst) werden Ende des Winters geschnitten. Zuerst werden alle Triebe, die quer durch die Krone wachsen, an der Basis herausgeschnitten. Im Anschluss werden Triebe herausgeschnitten, die sich gegenseitig stören. Für einen besseren Zugang bei der Ernte, einen eleganteren Aufbau oder eine stärkere Verzweigung der Bäume kannst Du zusätzliche Schnitte setzen. Beim Einkürzen ist darauf zu achten, dass die oberste Knospe nach außen zeigt, d.h. von der Mitte der Krone nach außen. Erhalte grundsätzlich lieber jüngere Triebe und schneide ältere aus dem Baum. Eine Volksweisheit besagt, dass nach dem korrekten Schnitt eine Mütze bzw. ein Hut durch die Krone geworfen werden kann, ohne hängenzubleiben. Der Grundaufbau bei Kernobst sollte pyramidenförmig bis breit pyramidal ausfallen, auch wenn die Bäume später eher eine runde bis ovale Krone haben können.
Wie schneide ich Kirsch- und Pflaumenbäume?
Kirschen, Pflaumen und anderes Steinobst werden ebenfalls Ende des Winters geschnitten. Hier gilt das Gleiche wie beim Kernobst, mit einem Unterschied: Es dürfen keine Triebe eingekürzt werden. Triebe, die zu lang werden, werden stattdessen vollständig ab der Basis, einer Verzweigung oder Gabelung herausgeschnitten. Im Frühjahr bilden sich dann neue Triebe, welche die herausgeschnittenen ersetzen. Nur in jungen Jahren ist ein Einkürzen der Triebe für den Kronenaufbau erlaubt. Auch hier gilt: Lieber den jüngeren Trieb erhalten und den älteren herausschneiden.
Wie schneide ich Beerenobststäucher?
Beerenobst, wie z.B. Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren u.a. werden jedes Jahr ausgelichtet, damit sie nicht zu dicht werden. Die Krone / der Busch sollte gleichmäßig locker verzweigt sein. Auch hier sind jüngere Triebe den älteren vorzuziehen.
Wie schneide ich Stauden?
Stauden ziehen sich zum Winter überwiegend in ihre Wurzel zurück, das heißt, sie überwintern im Boden. Wenn sie im Herbst mit ihren vertrockneten Trieben unansehnlich werden, kannst Du die Stauden gut eine Handbreit über dem Boden abschneiden. Ein Winterschutz ist in der Regel nicht weiter erforderlich. Stehen die Pflanzen in sehr kalten und windigen Bereichen des Gartens, kann man die Stauden mit Tannenzweigen abdecken. Schneidest Du die Stauden nach der Hauptblüte ebenfalls eine Handbreit zurück, erhältst Du zum Spätsommer meist noch eine reiche Nachblüte.
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