Im zeitigen Frühjahr, meist ab dem Monat März, wenn die Vegetation mit den ersten Sonnenstrahlen nur langsam in Bewegung kommt, ist die Hohe Schlüsselblume, Primula elatior, schon längst aus ihrem Winterschlaf erwacht. Ihre eiförmigen Blätter schieben sich bei guter Witterung schnell ans Licht und bilden die für die Gattung Primula typische Blattrosette aus. Wer jetzt einen Spaziergang durch lichte Buchen- oder Eichenwälder macht, wird mit etwas Glück die ersten gelben Farbtupfer der Hohen Schlüsselblume entdecken. Primula elatior ist bei uns weit verbreitet und wächst gerne am lichten Gehölzrand auf frisch feuchtem Boden und in sonnig-halbschattiger Lage. Je nach Region trägt sie auch andere deutsche Namen wie zum Beispiel Himmelsschlüsselchen, Waldschlüsselblume oder Apothekerprimel. Die letzte Bezeichnung erinnert daran, dass Primula elatior auch als Heilpflanze genutzt wird. Sowohl Blüten, Blätter, als auch ihre Wurzeln können zu Heilzwecken eingesetzt werden. Gerne wird ein hustenstillender Tee aus den Pflanzenteilen hergestellt, der überdies auch schleimlösend wirkt und chronischer Bronchitis vorbeugt. Die Staude kann aber auch speziell zur Hautpflege eingesetzt werden. Ein regelmäßiges Dampfbad mit der Hohen Schlüsselblume garantiert ein kräftiges Bindegewebe.
Primula elatior ist in unserer Natur ein gern gesehener Frühlingsbote. Sie besitzt circa 30 cm lange Blütenstängel, an denen ihre kelchförmigen, schwefelgelben, leicht duftenden Blüten doldenförmig angebracht sind. Wenn sich ihre Stängel im Wind bewegen, scheinen ihre Blüten im Takt zu nicken. Ihre Blütezeit ist von März bis April leider nur von kurzer Dauer. Da sie sich gerne und willig über Samen vermehrt, findet man die Hohe Schlüsselblume nicht nur in unseren Breiten, sondern kann ihre Spur über die Türkei und den Iran bis nach Sibirien verfolgen. Wichtig sind ihr jedoch stets feuchte Gehölzränder in halbschattiger Lage. Primula elatior ist nicht nur für uns Menschen von Nutzen. Auch viele Insekten sind auf sie angewiesen. So dient die Hohe Schlüsselblume einigen Raupen- und Schmetterlingsarten als wichtige Futterpflanze. Bienen, Hummeln und andere Insekten sind dankbar für die frühe Futterquelle. Lange, harte Winter übersteht diese robuste Staude eingezogen in ihren kräftigen Wurzelstock. Sobald aber die Tage länger und die Temperaturen milder werden, beeilt sie sich, die günstige Zeit auszunutzen und ihre hübschen Blüten zu entwickeln.