Der Speierling ist ein kurzstämmiges Wildobstgehölz mit dekorativen Schirmblüten und herb-säuerlichen Früchten. Ein frei stehender Baum erreicht ausgewachsen eine Höhe zwischen zehn und 15 Metern. Seine eindrucksvolle, weit ausladende Krone weist eine rundlich gewölbte Form auf. Ihre Breite liegt bei zwei Dritteln seiner Höhe. Das kräftige, reich belaubte Astwerk springt sofort ins Auge. Der Speierling ist ein ideales Gehölz für einen größeren naturnahen Garten, da er vielen verschiedenen Tieren Unterschlupf und Futter bietet. Nicht ohne Grund zählt (bot.) Sorbus domestica zu den seltensten Baumarten europaweit, denn die Pflanze ist äußerst empfindlich. Sie braucht viel Wärme und Licht und setzt sich im Wald mit ihrem langsamen Wuchs gegen konkurrierende Gehölze nicht durch. Als echter Einzelgänger benötigt der Baum aus der Pflanzenfamilie der der Rosengewächse (Rosaceae) in jungen Jahren eine gute Pflege. Einzelne Exemplare dieser Baumrarität finden sich heute auf Streuobstwiesen oder an Waldrändern. Im Garten ist der Speierling ein wahrer Hingucker während seiner Blütezeit und im Herbst. Seine farbenfrohen, birnen- und apfelähnlichen Früchte leuchten weithin sichtbar. Der Name Speierling gibt einen Hinweis auf den herb-sauren Geschmack des Wildobstes.
Zu allen Jahreszeiten bietet der Speierling ein wunderschönes Bild. Ende April öffnen sich die Blattknospen mit den gefiederten, bis zu 40 cm langen Blättern. Sie bestehen aus bis zu 21 länglichen, fünf bis acht Zentimeter langen und gesägten, frischgrünen Fiederblättchen. Ihre Unterseite erscheint graugrün und filzig behaart. Im Herbst verabschiedet sich das Laub mit einer leuchtend gelb bis orangen Herbstfarbe von der Vegetationsperiode. Die Blätter des Speierlings ähneln stark denen der Eberesche. Auch die Blütenrispen von Sorbus domestica zeigen die nahe Verwandtschaft zu den Ebereschen. Im Mai öffnen sich zwischen den Laubblättern zehn Zentimeter große, kegelförmige Schirmrispen. Ihre weißen Blüten verströmen einen angenehmen Duft und locken damit zahlreiche Insekten an. Bienen verteilen die Pollen zwischen den Blüten. Bis ein Speierling blüht, vergehen gewöhnlich zwischen zehn und 15 Jahre. Bis Anfang Oktober reifen die zwei bis vier Zentimeter großen, gelbliche Früchte, die sonnenseits rötliche Backen aufweisen. Sie nehmen eine Apfel- oder Birnenform an. Der Geschmack der Früchte ist wegen des hohen Gerbstoffgehalts äußerst herb. Bis heute sind halbreif gepflückte Früchte eine wichtige Zutat zum Apfelmost. Konfitüren und Kompott aus Äpfeln, Birnen oder Quitten erhalten mit einer Zugabe von Speierling-Früchten eine besondere Geschmacksnote. Die vitamin-C-haltigen Früchte sind als Winterfutter ebenso bei Vögeln und Kleintieren beliebt.
Seit Jahrhunderten ist das Wildobstgehölz wegen seiner Früchte und seines Holzes begehrt. Der Speierling braucht einen vollsonnigen, geschützten Platz im Garten. In einem milden Weinbauklima findet er optimale Grundlagen. Er reagiert empfindlich auf benachbarte Gehölze, die seinen Standort verschatten. In den ersten Jahren ist es enorm wichtig, das langsam wachsende Gehölz beständig von bedrängenden Nachbarn freizustellen. Die tiefreichenden Wurzeln der Pflanze sind optimal angepasst an warme und trockene Standorte. Der ideale Boden ist kalkhaltig und nährstoffreich ohne Staunässe. Auf einem sauren, sandigen Substrat vergreisen die Bäume dieser Art schnell. Im Jugendstadium benötigt Sorbus domestica eine umfangreiche Pflege. Seine Wurzeln sind ein beliebter Leckerbissen bei Wühlmäusen. Hilfe schafft hier ein engmaschiger Pflanzcontainer. Für ein gutes Einwurzeln prüft der Gärtner im Pflanzjahr regelmäßig den Feuchtegehalt des Bodens und wässert bei Bedarf. Ist der Speierling erst einmal angewachsen, zeigt er sich sehr wüchsig und widerstandsfähig. Schnittmaßnamen sind anfänglich nicht notwendig. Ein junger Baum erhält als Winterschutz einen Stammschutz aus Jutegewebe. Bei Frost reißen die Stämme eines sonnenbeschienen Jungbaumes leicht. Hat sich das Obstgehölz etabliert, ist es vollkommen winterhart.