Innerhalb kurzer Zeit begrünt sie große Flächen und begibt sich dabei gern in schwindelerregende Höhen. Rankhilfen benötigt sie dabei nicht, denn dank ihrer Haftplättchen erklimmt sie im Nu sämtliche Fassaden und Objekte und seien sie noch so glatt. Insgesamt setzt sie vor allem durch ihre großen und glänzenden Blätter attraktive Effekte, die verstärkt im Herbst durch ihre scharlachroten Farbtöne imposant hervortreten und aufregende Akzente kreieren. Aus diesem Grund und da sie ein solch schnelles und kräftiges Wachstum ausbildet und pflegeleicht, robuste und schnittverträgliche Charakterzüge besitzt, stellt die Dreilappige Jungfernrebe 'Veitchii' neben dem Efeu die beliebteste Kletterpflanze dar.
Die mutige asiatische Mauerkatze
Die Jungfernrebe 'Veitchii' wird als Selbstklimmer, Mauerkatze oder einfach nur als Jungfernrebe bezeichnet. In der Botanik trägt sie hingegen den Namen Parthenocissus tricuspidata 'Veitchii'. Sie gehört zur Pflanzenfamilie der Weinrebengewächse und stammt ursprünglich aus Asien. Dort wächst sie seit vielen Jahrhunderten vor allem in den Ländern Japan, China und Korea und ist noch heute dort in ihrer wilden Form vorzufinden. In die westliche Welt gelangte sie erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Pflanze wurde vom britischen Gärtner John Gould Veitch auf seiner Japanreise im Jahre 1860 entdeckt. Von dort aus sandte er Pflanzen und Sämlinge dieses Exemplars nach England. Kurze Zeit später drang die Pflanze in weitere Teile Europas vor. 1867 wurde sie in bereits in den Niederlanden angebaut. Etwa ein Jahrhundert später wurde Selbstklimmer 'Veitchii' als Verkaufsschlager auf dem Markt vertrieben, wobei ihr vollkommen anspruchsloser, gut winterharter und pflegeleichter Charakter überzeugte. Des Weiteren besticht sie bis heute mit ihrem Mut und ihrer Durchsetzungskraft, sich rasant in extreme Höhen zu begeben.
Attraktivität von unten bis oben und früh bis spät
Das Wuchsverhalten dieser mehrjährigen Kletterpflanze kann als schnell und schlingend beschrieben werden. Pro Jahr nimmt sie zwischen 1 und 2 Metern an Größe zu, wobei sie diese am liebsten in die Höhe gehend entwickelt. Mit ihren Haftwurzeln verschafft sie sich an glatten Objekten einen sicheren Halt. Im Durchschnitt ragt das Gewächs nach einigen Jahren zwischen 10 und 15 Meter hoch, wobei die Größe abhängig vom Standort, dem zu bekletternden Objekt und der Anzahl der jährlichen Rückschnitte ist. Maximal erreicht die Jungfernrebe eine Höhe von bis zu 25 Meter. Dabei nimmt sie in der Breite einen Platz zwischen 3 und 4 Meter ein, sofern die Triebe nicht weiter in die Breite gezogen werden.
Seine Wurzeln bildet dieser Selbstklimmer nicht flach, sondern eher tief im Erdreich aus. Aus diesen gehen an der Erdoberfläche schlanke Triebe hervor, die dann nach und nach zu festen Ranken verholzen. Die einzelnen Ranken werden zwischen 2 und 3 Zentimeter lang. An ihnen sitzen zwischen 6 und 10 Haftscheiben, die der Pflanze an zahlreichen Oberflächen Halt verschaffen können. Die verholzten Triebe besitzen anfangs eine hellbraune Rinde, die sich später in ein Silbergrau verwandelt und relativ tief gefurcht ist. Um die Triebe bzw. Ranke ordnen sich die ansehnlichen Blätter an, die der Pflanze zu einem dicht und locker wirkenden Wuchs verhelfen.
Die roten Blattknospen öffnen sich gegen Anfang Mai und sind bis in den Oktober hinein zu bewundern. Sie sind durch lange Stiele mit den Trieben verbunden, 3-lappig, handförmig und mit einer Länge von bis zu 20 Zentimetern recht groß. Zum Ende hin verlaufen die einzelnen Lappen zugespitzt, während sie am Rand grob und unregelmäßig gesägt sind. Ihren hohen Zierwert bilden neben ihrer hübschen Form ihre Farben. Im Austrieb sind sie rötlich-grün bis bronzefarbend, gehen dann im Sommer in ein sattes Grün über und schmücken sich im Herbst mit kräftigen Rot- und Orangetönen. Dabei geben sie einen herrlichen Glanz ab und leuchten Betrachtern bereits aus der Ferne entgegen. Zum Spätherbst hin werden die oberseits kahlen und unterseits an den Blattnerven leicht behaarten Blätter allmählich abgeworfen, da sich der Selbstklimmer 'Veitchii' in ihre Winterruhe begibt.
Wenn sich Schirmchen in Beeren verwandeln
Im Juni beginnt für die Dreilappige Jungfernrebe 'Veitchii' die Blütezeit und dauert bis in den Juli hinein an. In diesem Zeitraum offenbaren sich an vielzähligen Trugdolden, die an zierliche Schirmchen erinnern und end- oder achselständig stehen, ihre relativ unscheinbaren Blüten. Die Trugdolden sind gut verzweigt und die daran sich befindenden Einzelblüten weisen eine gelbliche Farbe auf. Die Einzelblüten sind fünfzählig, besitzen eine doppelte Blütenhülle und erinnern optisch an winzige Sterne. Die grünen Kronblätter sind gelblichgrün und stehen frei, während sie in ihrer Mitte 5 im Kreis angeordnete Staubblätter wahren.
Aus den verblühten Einzelblüten entwickeln sich zwischen Juli und August die Früchte dieser Pflanze. Sie befinden sich an grünen Stielen und sind rundlich und zunächst klein. Zu Beginn weisen sie eine hellgrüne Farbe auf, die sich dann zur Reife hin in ein Dunkelblauviolett verwandelt. Ihre Vollreife haben sie etwa im Oktober entwickelt. Dann erscheinen bis in den Winter hinein häufig Vögel, um sich an den bläulich bereiften, kugelrunden und glatten Beeren zu laben. In ihrer Reifephase bilden die Beeren einen aufregenden Kontrast zu den Stielen, die im Herbst eine rötliche Farbe annehmen. Im Inneren beherbergen die einzelnen Beeren zwischen 1 bis 3 kugelige Samen.
Rank und schlank an jedem Ort
Da die Dreilappige Jungfernrebe 'Veitchii' anpassungsfähig und robust ist, kommt sie mit beinahe jedem Standort gut zurecht. Dabei gilt grundsätzlich: Je sonniger desto besser. Eine sonnige Lage wirkt sich nicht nur positiv auf den Wuchs, sondern ebenso auf die Laubfarbe im Herbst aus. Eine Südlage bringt zum Beispiel viel mehr Blüten und Früchte hervor. Doch nicht nur eine sonnige Lage eignet sich gut für dieses Gewächs. Es fühlt sich im Halbschatten und Schatten überaus wohl und verträgt Wind, Frost und städtisches Klima. Gut zur Geltung kommt das Gewächs unter anderen in Gruppen als auch einzeln an Gittern und Bäumen, an Mauern, Zäunen, Pergolen, Hausfassaden und im Kübel auf der Terrasse oder dem Balkon.
An den Boden stellt der Selbstklimmer ebenso nur geringe Ansprüche. Grundsätzlich bevorzugt er einen leichten Boden, der eine lockere und gut durchlässige Struktur aufweist. Somit kann Staunässe, die dem Wurzelwerk auf Dauer schaden könnte, effektiv vorgebeugt werden. Des Weiteren eignet sich ein sandig-toniger oder lehmiger Boden, der einen pH-Wert zwischen schwach sauer und leicht alkalisch aufweist. Der Nährstoffgehalt sollte relativ hoch sein und die Bodenfeuchte zwischen frisch und feucht liegen. Kurzzeitig verträgt diese Kletterpflanze allerdings einen trockenen Boden.
Entgegenkommend und bescheiden - dieses Exemplar überzeugt
Beim Anpflanzen von Parthenocissus tricuspidata 'Veitchii' gibt es nicht viel zu beachten. Das Umtopfen bzw. das Aussetzen von jungen Pflanzen ins Freiland kann ganzjährig vonstatten gehen, die Frostperiode im Winter natürlich ausgenommen. Wenn mehrere Exemplare in die Erde gepflanzt werden, sollte beachtet werden, dass nicht mehr als 2 Pflanzen pro Quadratmeter gesetzt werden und zwischen ihnen ein Abstand von mindestens 50 Zentimeter eingehalten wird, damit sie sich später in ihrem rasanten und kräftigen Wuchs nicht gegenseitig einschränken. Dieser recht geringe Abstand garantiert jedoch einen raschen, dichten und flächigen Wuchs. Sollte dieser eher leicht und locker gewünscht sein, kann der Abstand zwischen den Pflanzen auf 2 bis 3 Meter erweitert werden. Neben Stecklingen kann der Gärtner die Pflanze aus frischen Samen ziehen. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass sie Frostkeimer sind und dann nicht einheitlich ausfallen.
Beim Anpflanzen von Jungpflanzen wird ein etwa 50 Zentimeter tiefes Erdloch mit einem Durchmesser von ebenfalls etwa 50 Zentimetern ausgehoben. Wenn die Erde darin trocken ist, wird einfach etwas lehmige Erde hinzugefügt, um die Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen. Selbstverständlich muss ausreichend gegossen werden um den Boden einmal gut zu durchfeuchten. Zudem ist es bedeutsam, die Erde gut aufzulockern, damit die Wurzeln der Pflanze nicht gestaucht werden, sondern sich gut entwickeln und ausbreiten können. Die beste Zeit für das Anpflanzen liegt zwischen März und Oktober. In den ersten Wochen sollte die Jungpflanze regelmäßig mit Wasser versorgt werden. Dies ist im Sommer an einem sonnigen Standort entscheidend, denn dort kann der Boden schnell austrocknen. Ein einfacher Gießring um die Pflanze herum sorgt dann dafür, dass das Gießwasser langsam und tief in das Erdreich eindringen kann.
In den weiteren Lebensjahren der Jungfernrebe 'Veitchii' werden Gärtner mit dem genügsamen und entgegenkommenden Charakter dieser Pflanze verwöhnt. Sie ist ganz und gar nicht anspruchsvoll, sondern benötigt lediglich gute Voraussetzungen zum Wachsen und ab und an ein wenig Aufmerksamkeit. Zum einen ist es wichtig, sie im Sommer stets zu gießen, so dass sie nie ganz austrocknet. Zum anderen sollte sie in ihrer Vegetationsperiode vom Frühjahr bis August gut mit Nährstoffen versorgt werden. Günstig ist eine Düngung mit dem Neuaustrieb im Frühjahr (meist April) und eine eventuelle Nachdüngung im Zeitraum von Ende Juni bis Mitte Juli (immer abhängig vom gewählten Dünger). Ferner ist es manchmal ratsam, sie mit einem Schnitt zu versehen, um ihr Wachstum unter Kontrolle zu halten. Selbst nach einem radikalen Schnitt in der Ruhephase im Winter bis fast zum Wurzelbereich treibt sie fröhlich und problemlos wieder aus. Der ideale Zeitpunkt für einen für einen leichten Form- oder Auslichtungsschnitt wäre beispielsweise im Spätsommer.
Sie ist wahrhaftig eine Augenweide: im Frühjahr strahlt sie bereits mit einem roten bis bronzefarbenen Laubaustrieb, im Sommer hüllt sich ihr Blätterkleid in ein saftiges und glänzendes Mittelgrün und im Herbst lodert sie in feurigen Orange- bis Bordeauxtönen, die spektakuläre Effekte in ihr Umfeld setzen. Doch nicht nur ihre Blätter sind äußerst wertvoll. Ihre beerenartigen, blauen und bereiften Früchte wirken äußerst dekorativ, während sie als beliebte Nahrungsquelle von Vögeln und anderen Tierchen dienen. Obendrein überzeugt das Gewächs mit seinem rasanten Wuchs. Mutig und zielstrebig klettert es ohne Hilfe an sämtlichen Objekten empor und hüllt alles unter seinen dichten Mantel ein.