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Eigenschaften

  • glocken- oder röhrenförmige Blüten
  • meist von Hummeln bestäubt
  • grundständige Blattrosetten
  • krautige Pflanzen, zwei- oder mehrjährig
  • durch Wirkstoffe vor Fressfeinden geschützt

Fingerhüte

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Die Pflanzengattung der Fingerhüte (bot. Digitalis) steht in der Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales). Entsprechend der Pflanzensystematik sind sie Bedecktsamige Pflanzen (Magnoliopsida) oder Bedecktsamer. Stellvertretend ist der Begriff Angiospermen für die Klasse in Gebrauch. Mit diesen Begriffen lassen sich die ein- und zweikeimblättrigen Blütenpflanzen erfassen. Sie ist die größte Klasse der Samenpflanzen.

Die Pflanzengattung Fingerhüte war früher den Rachenblütlern (Scrophulariaceae) zugeordnet. Nach der neuen Systematik gehören sie zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Sie bilden einen Ordnung im Tribus Digitalideae Dumort. (Dumort = Abkürzung für den belgischen Botaniker Dumortier). Ein Tribus umfasst biologisch exakt definierte Pflanzen. Die Pflanzengattung Digitalis enthält rund 25 Arten. Die seit den 1990er Jahren gesammelten Daten von Pflanzen sind in einer neuen Ordnung zusammengefasst. Die Angiosperm Phylogeny Group veröffentlichte 2009 ihre neue Systematik.

Blatt

Die Laubblätter bestehen aus Blattstiel und Blattspreite. Die Blätter sind etwa 20 Zentimeter lang. Die Blattspreite ist eiförmig und behaart. Die Unterseite ist mit einem dichten, grau-weißen Haarfilz bedeckt. Der Blattrand ist unregelmäßig, fein oder gröber gezähnt oder gesägt. Einige Arten haben fein bewimperte Blattränder. Die unteren Blätter besitzen einen langen Stiel. Die oberen Blätter sind ohne Stiel. Der Blattgrund ist keilartig verschmälert. Sie sind wechselständig, bei einigen Arten spiralig am Stängel angeordnet. Die Blätter sind immergrün.

Blüte

Die Blüten sind zwittrig und schräg nach unten am Blütenstängel angeordnet. Zygomorphe Blüten lassen die Bestäubung nur durch bestimmte Insekten zu. Kleinen Insekten ist der Blütenbesuch verwehrt. Meistens bestäuben Hummeln die Blüten. Die Knospen öffnen sich nacheinander von unten nach oben am Stängel. Die früh geöffneten Blüten im unteren Stängelbereich treten in die weibliche Phase ein. Die später geöffneten Blüten sind zur gleichen Zeit noch männlich. Hummeln orientieren sich von unten nach oben an den Blüten. Sie sorgen für die Fremdbestäubung. Die Größe der Blütenstände reicht von neun bis zu 40 Zentimeter Länge. Sie sind am Blütenstängel meistens einseitswendig (positiv phototrop) angeordnet. Sie orientieren sich nach dem Sonnenstand. In der Mittagssonne zeigen die Blüten nach Süden.

Die Blüte besteht aus fünf Kelchblättern, die miteinander verwachsen sind und kurze Kelchzipfel haben. Fünf Kronblätter verwachsen glockenförmig oder röhrenförmig und bilden den Kelch der Fingerhüte. Oft ist ein Staubblattkreis vorhanden. Meistens sind es vier Staubblätter. Sie ragen nicht aus der Blütenröhre heraus. Der Fruchtknoten ist oberständig.

Die Grundfarben der Blüten sind weiß, gelb, ocker, orange oder hellpurpur. Der Spanische Fingerhut (Digitalis obscura) hat zweifarbige Blüten. Sie sind außen purpur bis rostrot, auf der Innenseite ockergelb mit roten Malen. Bei einigen Arten ist das Innere dunkler als die Außenseite und bärtig. Der Rote Fingerhut hat purpurfarbene Flecken mit weißen Rändern auf der Innenseite. Den schwefelgelben Blüten des Gelben Fingerhutes fehlt jede Zeichnung. Bei manchen Arten sind Unterarten entstanden. Deren Blüten variieren in Farbigkeit und Zeichnung.

Wuchs

Fingerhüte besitzen eiförmige Kapselfrüchte mit einer Länge bis zu zwölf Millimetern. Bei einigen Arten sind sie mit Drüsenhaaren besetzt. In den Kapseln liegen viele kleine, 0,5 Millimeter große, gerippte Samen. Die Kapsel öffnet sich mit zwei Klappen und lässt die Samen frei.

Die Pflanzen sind krautig, zweijährig und manchmal mehrjährig. Im ersten Jahr entsteht eine grundständige Blattrosette. Die Blätter sitzen mit ihrem Stiel dicht am Boden. Aus der Rosette treibt im zweiten Jahr der Blütenstängel. Bei einigen Arten fehlt die bodenständige Blattrosette während der Blütezeit. Der Stängel ist schwach rinnig. Die Länge beträgt zwischen 30 und 200 Zentimetern, meistens ist er unverzweigt. Teilweise sind im unteren Teil Verzweigungen zu erkennen. Er ist beblättert oder ohne Blätter. Manchmal treibt die Pflanze aus den Achselknospen in den Folgejahren erneut aus.

Standort

Der beste Standort ist sonnig bis halbschattig. Fingerhüte wachsen in frischer Erde in Waldlichtungen und in lichten Wäldern. An besonnten, feuchten und nahrhaften Standorten entwickeln sich großflächige Pflanzengesellschaften. Manche Arten aus dem Mittelmeerraum sind auf trockene Standorte spezialisiert. Sie wachsen auf steinigen, lehmigen und sandigen Böden zwischen Grasarten und niedrigen Sträuchern.

Verbreitung

Die Gattung der Fingerhüte ist mit Arten in Europa und Nordafrika sowie im westlichen Asien verbreitet. Im Kaukasusgebiet ist eine Art beheimatet. In der Türkei haben sich mehrere Arten entwickelt. Es sind: Digitalis viridiflora Lindl., Digitalis trojana Ivanina, Digitalis schischkinii Ivanina, Wolliger Fingerhut (Digitalis lanata Ehrh.), Türkischer Fingerhut (Digitalis lamarckii Ivanina), Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora Mill.), Digitalis davisiana Heyw. sowie Digitalis cariensis Jaub. & Spach.

In Deutschland sind drei Arten Zuhause. Es sind der Großblütige Fingerhut, der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea L.) und der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea L.). Der Wollige Fingerhut ist ein Neophyt. Er ist eingewandert und hat sich verbreitet. Der Rote Fingerhut kommt außerdem in Westeuropa und in Marokko vor. Mehrere Arten stammen aus Spanien, darunter Spanischer Fingerhut (Digitalis obscura L.), Kleinblütiger Fingerhut (Digitalis parviflora Jacq.) und Iberischer Fingerhut (Digitalis thapsi L.).

Nutzung

Fingerhüte sind Zierpflanzen. Mit ihren hellen und dunklen Blütenglocken entstehen farbenfrohe Bilder. Unterschiedlich hohe Arten und Sorten beleben naturnahe Gärten. Die leichten Samen der einheimischen Arten keimen auf vielen, nicht dauerhaft beschatteten Flächen.

Fingerhüte besitzen eine Vielzahl an Sekundärmetaboliten. Das sind vor allem Glykoside. Digitalglykoside haben bei der Behandlung der Herzinsuffizienz lange Tradition. Der Wirkstoff steigert die Kontraktionsfähigkeit der Herzmuskulatur. In höherer Dosierung sind die Glykoside der Fingerhüte tödlich. Für die Produktion von Herzglykosiden werden der Wollige Fingerhut und der Rote Fingerhut angebaut. Alle Pflanzenteile der Fingerhüte sind giftig. 2007 war der Rote Fingerhut Giftpflanze des Jahres.

Pflege/Schnitt

Fingerhüte sind pflegeleicht. Die Pflanzen benötigen bei Trockenheit Wasser. Die verblühten Blütenstängel mit den aufgesprungenen Samenkapseln zieren den Garten im Winter. Vermehrung und Verjüngung des Bestandes ist einfach. Die Fingerhüte bilden reichlich Kapseln mit vielen Samen. Die leichten Samen der einheimischen Arten verbreiten sich neben den Altpflanzen und keimen leicht. Zu dicht stehende Jungpflanzen sind gut umzupflanzen. Ideal ist ein luftiger Standort, an dem die Pflanzen schnell abtrocknen.

Krankheiten/Schädlinge

Fingerhüte schützen sich durch ihre Wirkstoffe vor Fressfeinden. Blätter und Blüten leiden manchmal in feucht-kalten Sommern.

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